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Berlin: Am Boden

Von Bernd Matthies Wenn sich jemand öffentlich zu „Luxus mit Bodenhaftung" bekennt, ist Misstrauen angezeigt. Denn im Allgemeinen finden ja auf festem Boden nicht nur bescheidene SpaghettiEssen statt, sondern auch Prasse- und Völlereien allergemeinster Art – und so schließt das Bekenntnis eigentlich nur die gleichzeitige Benutzung von Kaviar und Privatjet aus.

Von Bernd Matthies

Wenn sich jemand öffentlich zu „Luxus mit Bodenhaftung" bekennt, ist Misstrauen angezeigt. Denn im Allgemeinen finden ja auf festem Boden nicht nur bescheidene SpaghettiEssen statt, sondern auch Prasse- und Völlereien allergemeinster Art – und so schließt das Bekenntnis eigentlich nur die gleichzeitige Benutzung von Kaviar und Privatjet aus. Dennoch wollen wir im aktuellen Fall mal nicht so sein; Klaus Wowereit, der das mit der Bodenhaftung jetzt im Interview wieder mal gesagt hat, musste ja einen Leidensweg vom Partylöwen zum Miezekätzchen hinter sich bringen. Er hat gebüßt und nun alles Recht der Welt auf 1995er Dom Perignon ohne Ende, er mag am 16.Loch in Bad Saarow intensiv an seinem Drive feilen und findet vielleicht sogar einen Weg, das mit dem überraschenden Kinder- und Familienwunsch zu vereinbaren. Nur: Warum behauptet er unbeirrt, Golf sei ein „durch und durch sozialistischer Sport"? Ganz im Vertrauen: Stimmt überhaupt nicht. Golfspielen ist nämlich sauteuer. Das Vierer-Eisen ist nicht traditionell die schärfste Waffe der Arbeiterklasse, und wer die sehnige Faust nach der Maloche am Putting Green entspannen und dabei gleichzeitig die Knechte des imperialistischen Großkapitals entlarven möchte, wird Ärger mit dem Clubvorstand kriegen. Einziger Anhaltspunkt mag das bekannte Lenin-Zitat sein, wenn Deutsche einen Golfclub stürmen wollten, zahlten sie erst mal die Aufnahmegebühr. Aber reicht das? Geht das bei den Gebühren überhaupt? Sagen wir einfach abmildernd, Golf sei durch und durch sozialdemokratisch. Ja, bitte, Herr Müntefering? Entschuldigung - war nur so eine Idee.

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