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Berlin: Am Brandenburger Tor können Touristen mitten im Hauptstadttrubel abschalten

Den einen hält es keine Minute, andere wollen am liebsten nicht mehr fort: Der "Raum der Stille" an einem der belebtesten Orte Berlins, dem Brandenburger Tor, lädt zum Eintreten und Abschalten ein.Die Einrichtung ist spärlich, Vorhänge dämpfen das Tageslicht.

Den einen hält es keine Minute, andere wollen am liebsten nicht mehr fort: Der "Raum der Stille" an einem der belebtesten Orte Berlins, dem Brandenburger Tor, lädt zum Eintreten und Abschalten ein.

Die Einrichtung ist spärlich, Vorhänge dämpfen das Tageslicht. Gelegentlich dringt noch das abgemilderte Stakkato eines Presslufthammers herein. Zwei Hand voll Besucher finden auf Stühlen und Polstern eine Sitzgelegenheit. Der Blick wird angezogen von einem gewebten Teppich, dem einzigen Wandschmuck in dem ansonsten schlicht gestalteten Raum. Er zeigt einen Lichtkegel, der die dunkelbraune Finsternis durchbricht. Ansonsten dürfen sich die Gedanken frei bewegen - und in die Ferne schweifen.

Manche wollen jedoch einfach nur die Beine ausstrecken, die Augen schließen und sich entspannen, wie Lilly Larson, eine Touristin aus Stockholm. Auf ihrem Weg vom Alexanderplatz, Unter den Linden entlang bis zur "Goldelse" auf dem Großen Stern legt die Mittfünfzigerin im "Raum der Stille" eine Pause ein. Vier Tage ist sie in Berlin und ihr Kopf "voll von Eindrücken".

Anders ergeht es Jorge Arias. Auf der vergeblichen Suche nach einer Toilette findet sich der spanische Student im nördlichen Torhaus des Brandenburger Tores wieder - wie Unzählige andere, die auf diese Weise den Eingang zu dem Raum entdecken. Tausende Touristen pilgern Tag für Tag unter den Säulen des Bauwerkes hindurch, das einmal Symbol der Teilung war. Rund 150 von ihnen folgen dem kleinen Hinweis auf das "beruhigende" Angebot.

Ihnen wollen die Initiatoren des "Raumes der Stille" Gelegenheit geben, "sich von der Hektik der Großstadt zu lösen" und "etwas Kraft für die Bewältigung des Alltags mitzunehmen". Dafür finden sich im "Förderkreis Raum der Stille in Berlin" immer wieder Freiwillige, die für einige Stunden Dienst tun. Es sind Mitglieder verschiedener christlicher Kirchen, Juden, Muslime, Buddhisten, Hinduisten und der Bahai-Religion.

Der Raum der Stille soll auch eine "ständige Aufforderung zu Toleranz unter den Menschen" sein, betont die Vorsitzende des Förderkreises, Maria Diefenbach. Und eine "ständige Mahnung gegen Gewalt und Fremdenfeindlichkeit" - die sich auch im Gebet der Vereinten Nationen vor dem Eingang des Raumes widerspiegelt: "Herr, unsere Erde ist nur ein kleines Gestirn im großen Weltall..."Der Raum der Stille befindet sich im nördlichen Torhaus des Brandenburger Tores und ist in den Sommermonaten täglich von 11.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Lukas Philippi

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