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Berlin: Am Ende war sein Freund tot

28-jähriger Amokfahrer vor Gericht, er hatte Polizeisperre gerammt

Die beiden Freunde kamen am frühen Morgen aus der Diskothek. Der 28-jährige Kay T. setzte sich hinters Steuer. Sein Fahrstil fiel schon nach kurzer Strecke einer Zivilstreife auf. Die Beamten wollten T. stoppen. Statt auf die Bremse trat der aber aufs Gas. Nach einer wilden Verfolgungsjagd rammte er frontal einen Funkwagen. Er fuhr seinen 24-jähriger Beifahrer in den Tod. „Simon sah schlimm aus“, sagte T. gestern vor dem Berliner Landgericht. Ein Wort des Bedauerns aber kam zu Beginn des Prozesses um fahrlässige Tötung nicht über seine Lippen.

Ein Polizist sprach als erster Zeuge von einem „Horrorszenario“ und einer „beispiellosen Amokfahrt“. „Menschenleben, Fahrzeuge, alles war ihm egal“, sagte der 38-jährige Beamte. Beifahrer Simon S. starb noch am Unfallort. Zwei Polizisten und der Todesfahrer wurden leicht verletzt. Kay T. stand unter Alkohol und Drogen. Und knapp drei Monate nach einer Haftentlassung unter Bewährung. Einen Führerschein hat der Mann aus dem westlich von Berlin gelegenen Falkensee noch nie besessen. Den blauen Golf, mit dem er und Simon S. am 3. Mai vergangenen Jahres unterwegs waren, hatte er sich geborgt. „Es war eigentlich abgemacht, dass Simon fährt“, behauptete der Angeklagte. Sein ebenfalls betrunkener Kumpel habe ihn zum Fahren überredet. Auch für die Flucht vor der Polizei wollte er vor allem S. verantwortlich machen: „Er hatte Drogen bei sich, bat mich weiterzufahren.“ In seiner ersten Vernehmung gab T. dagegen an: „Ich wollte einfach nicht zurück in den Knast.“

Kay T. raste vom Sky-Club an der Dircksenstraße durch Mitte, Tiergarten und Charlottenburg, rammte zwei Autos. Weitere konnten sich durch Ausweichmanöver retten, Passanten hechteten zur Seite. Als die Polizei am Ernst-Reuter-Platz eine Straßensperre errichtete, fuhr er als Geisterfahrer auf der Straße des 17. Juni zurück und rammte den Streifenwagen. Der Prozess wird Montag fortgesetzt.

Kerstin Gehrke

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