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Bald geht's los. Am 10. September werden die Erstklässler eingeschult.

© Patrick Pleul/picture alliance / ZB

Am Montag beginnt die Schule: Zum Start gibt's 1900 neue Lehrer

Der Senat hat neue Lehrer eingestellt. Aber jeder dritte ist kein ausgebildeter Pädagoge. Ein Überblick zu den Besonderheiten des Schuljahres 2016/17.

Mehr Quereinsteiger denn je, Baustaub in Hülle und Fülle und die ersten Österreicher an Bord: So ungefähr kündigt sich das beginnende Schuljahr an. Bevor Berlins Schüler am Montag ihren Schulweg antreten, gab Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Donnerstag schon mal die Eckdaten und Neuerungen für die kommenden zwölf Monate bekannt.

Neuer Schülerzuwachs

Der entscheidende Faktor im Schuljahr 2016/17 ist die Bewältigung des Schülerzuwachses: Die allgemeinbildenden Schulen haben über 7700 Schüler mehr zu versorgen. Gleichzeitig sinkt die Schülerzahl an den Berufsschulen um 1500. Insgesamt gibt es jetzt 428 000 Schüler.

Neuer Lehrerzuwachs

Die bange Frage bis zum Schluss lautete: Wird es gelingen, die benötigten Lehrer zu finden? Scheeres beantwortete diese Frage mit „Ja“, man habe sogar „über Bedarf“ eingestellt. Selbst aus Österreich wurden rund 30 Lehrer geholt. Insgesamt wurden 1900 zusätzliche Lehrer eingestellt, die auch inzwischen alle ihre Verträge hätten, betonte der neue Referatsleiter für das Personal, Holger Schmidt. Zwischenzeitlich wurde über massive Probleme mit der Software berichtet. Scheeres räumte ein, dass es an einzelnen Schulen zunächst noch Engpässe geben könne. Zudem handele es sich bei fast jedem dritten neuen Lehrer (29 Prozent) um einen Pädagogen ohne volle Lehrerausbildung, wobei Scheeres betonte, „dass Quereinsteiger keine Lehrer zweiter Klassen sind“; vielmehr hätten sie ein abgeschlossenes Studium, auch Musiker und Künstler seien unter ihnen.

Die CDU bemängelte, es sei nur durch „Flickschusterei und Qualitätsabsenkung“ gelungen, die Stellen zu besetzen. Dazu gehöre auch die Weiterbeschäftigung von Pensionären. Scheeres baue eine „Statistikfassade“ auf. Die Grünen erinnerten daran, dass Scheeres den Lehrermangel – insbesondere im Grundschulbereich – durch fehlende Studienplatzkapazitäten „verschlafen“ habe.

Neues bei den Erstklässlern

Letztmalig sind dieses Jahr auch Fünfjährige schulpflichtig, sofern sie noch bis Jahresende sechs werden. Es war allerdings durch einen einfachen Antrag möglich, diese Kinder zurückstellen zu lassen, wovon rund 6500 Eltern Gebrauch machten. Dennoch stieg die Zahl der Schulanfänger abermals um 1300 und liegt jetzt bei über 32 000 – unter ihnen auch das jüngere Kind der Senatorin. Traditionell finden die Einschulungsfeiern erst am Sonnabend nach Schulbeginn, dieses Jahr also am 10. September, statt.

Neues für geflüchtete Schüler

Innerhalb von fünf Jahren ist die Zahl der Schüler in Willkommensklassen von knapp 1400 auf über 12 000 gestiegen. Rund 1000 Lehrer wurden speziell für diese Arbeit eingestellt. Über 40 der 1000 Willkommensklassen sind an freien Schulen untergebracht. Um den Übergang der geflüchteten Schüler in die Regelklassen zu erleichtern, wird es vierstündige „Brückenkurse“ pro Woche für Schüler geben, die noch eine Zusatzförderung brauchen, um den Sprung in die normalen Klassen zu schaffen. Hierfür werden 42 neue Stellen geschaffen, die 1,5 Millionen Euro kosten.

Neubauten, Umbauten Modulbauten

Um die zusätzlichen Schüler unterbringen zu können, müssen die Schulen erweitert oder neu gebaut werden. Etliche Schulen klagen darüber, dass die Baumaßnahmen nicht wie zugesagt in den Ferien abgeschlossen werden konnten: Baustaub und Lärm werden den Unterrichtsbeginn erschweren. Zurzeit ist geplant, dass bis zum Schuljahr 2021/22 über 12 000 neue Plätze an Grundschulen und 5500 an Sekundarschulen geschaffen werden sollen. Um Zeit zu sparen, werden allein 2016 und 2017 knapp 30 genormte Modulbauten errichtet. Insgesamt werden 177 Millionen Euro allein zwischen 2014 und 2017 in Modulbauten investiert worden sein. Zusätzlich soll der Bau regulärer Schulbauten von bis zu neun Jahren auf vier bis fünf Jahre beschleunigt werden. Diese Beschleunigung wird derzeit an elf Modellvorhaben erprobt.

Neue Erzieher

Um die Lehrerstellen besetzen zu können, wurden auch ehemalige DDR-Unterstufenpädagogen angeworben, die seit der Wende in den Schulhorten gearbeitet hatten. Knapp 160 nahmen das Angebot an, wodurch Lücken in den Horten gerissen wurden: 120 Stellen sind dort noch unbesetzt. „Wir gehen davon aus, dass wir die Lücken spätestens bis zum Herbst schließen können“, sagte Scheeres. Es gebe eine „gute Bewerberlage“.

Neues Zentrum für Weiterbildung

Am 9. September wird die Bildungsverwaltung in der Georgenstraße das erste „Berliner Weiterbildungszentrum“ eröffnen. Auf 1000 Quadratmetern sollen die berufsbegleitende Weiterbildung und die berufsbegleitenden Studien angeboten werden, was der großen Zahl an Quereinsteigern geschuldet ist sowie den Studienräten, die an Grundschulen arbeiten.

… Aber kein Streik

Wie berichtet, hat sich die SPD-geführte Finanzverwaltung im letzten Augenblick mit der Lehrergewerkschaft GEW auf eine bessere Besoldung für Grundschullehrer geeinigt und dadurch den zwischen Schulbeginn und Wahl geplanten Streik abgewendet. Sie sei darüber „sehr erleichtert“, sagte Scheeres am Donnerstag. Hingegen meinte die CDU, die SPD habe sich von der GEW „erpressen“ lassen, damit Eltern nicht gleich in der ersten Schulwoche wieder mit dem „Personalchaos“ an den Schulen konfrontiert würden.

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