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Berlin: Amanis Mutter schweigt weiter

32-Jährige soll ihre kleine Tochter ermordet haben Jugendamt sah keinen Hinweis auf drohende Gefahr

Der gestrige Tag blieb Amanis Mutter zum Nachdenken. Denn die Polizei kam am Dienstag nicht ins Untersuchungsgefängnis, um die 32-Jährige erneut zu vernehmen. „Sie hatte am Montag ausreichend Gelegenheit, sich zu äußern“, sagt Justizsprecher Michael Grunwald. Mehrere Stunden lang hatten die Ermittler die Berlinerin befragt, und Teshua K. hatte auch geantwortet – nur „zur Sache“, zum Mord an ihrer achtjährigen Tochter Amani, wollte die junge Frau keine Angaben machen. Am Montagnachmittag vor dem Haftrichter schwieg Amanis beschuldigte Mutter dann durchgehend.

Während Teshua K. wegen „dringenden Mordverdachts“ in Untersuchungshaft sitzt, versucht die Polizei weiterhin, die näheren Umstände der Tat zu klären. Rund 50 Hinweise aus der Bevölkerung waren bis gestern eingegangen, ein Augenzeuge aber ist bislang nicht darunter. Ebenso rätselhaft ist nach wie vor, wo das rosa Kinderfahrrad geblieben ist, mit dem Amani am Samstagmorgen losgezogen war – nur wenige Stunden bevor sie in einem Park an der Wilmersdorfer Kreuzkirche von einer Spaziergängerin gefunden wurde. Das Kind konnte erst einen Tag später identifiziert werden, als sich der getrennt von der Familie lebende Vater bei der Polizei meldete, weil er seine Tochter auf einem Zeitungsfoto erkannt hatte. Was die Frau zu der schrecklichen Tat gebracht haben könnte, blieb auch gestern im Dunkeln.

Das Jugendamt von Charlottenburg-Wilmersdorf hatte seit gut einem Jahr Kontakt zu ihr. Es habe mehrere Termine gegeben, aber nie Anlass zur Sorge: „Das war eine engagierte, kluge Frau, es gab nichts Auffälliges, keine Hinweise, dass da etwas im Argen lag“, sagte der zuständige Stadtrat Reinhard Naumann (SPD). „Man guckt ja sofort: Wo hat man was übersehen? Aber da war nichts. Kein Hinweis auf eine Gefährdung des Kindeswohls.“ Allerdings bedeute Kontakthaben auch nicht, dass man ständig miteinander spreche.

Der Kontakt sei intensiver geworden, als Teshua K. mit einer Räumungsklage rechnen musste – der Vermieter hatte ihr die Wohnung gekündigt. Ob Mietschulden vorhanden sind, konnte Naumann nicht sagen. Um Obdachlosigkeit zu vermeiden, seien Mutter und Kind vorübergehend in dem Heim in der Forckenbeckstraße untergebracht worden; für Mitte Mai war das nächste Treffen geplant. Bei dem sollte es darum gehen, für die beiden eine neue Wohnung zu finden.

Die dunkelhäutigen Eltern des Mädchens sind beide in Berlin geboren und haben die deutsche Staatsangehörigkeit. Teshua K. soll Politikwissenschaften studiert, die Ausbildung aber abgebrochen haben. Der Verdacht fiel auf die 32-Jährige, als sie nach dem Mord spurlos verschwunden war. Erst am Sonntagabend nahm die Polizei sie in der Nähe ihrer Wohnung fest. Dass Teshua K. sich bei ihrem neuen Freund in Hamburg aufgehalten habe, wies die Justiz gestern als „reine Spekulation“ zurück. kf/fk

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