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Amerika-Haus: Ein Platz für die Achtundsechziger

Das Amerika-Haus steht leer, eine langfristige Nutzung ist nicht in Sicht. Nun soll eine Ausstellung über die Studentenbewegung den Ort aufwerten.

Geht es im Amerika-Haus bald um die Studentenbewegung der Achtundsechziger? Die Bundeszentrale für politische Bildung bereitet für 2008 eine Ausstellung vor und will sie möglichst an einem „angemessenen Ort“ zeigen. Das stillgelegte Amerika-Haus gilt als Wunschkandidat. Mit dem Senat wird darüber nach Auskunft der Bundeszentrale gesprochen, „aber es gibt noch nichts Konkretes“. So wächst über die Stufen des Gebäudes an der Hardenbergstraße weiter Gras. Es ist jetzt fast ein Jahr her, dass die Amerikaner das Haus verlassen haben.

2006 wurden große Pläne für das Amerika-Haus gemacht. Ein „West-Berlin- Museum“ regte das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf an, zuvor hatten die Grünen ein ganzes „68er-Museum“ einrichten wollen, zur Erinnerung an die Studentenproteste gegen den Vietnamkrieg vorm Haus. Alle Entscheidungen hängen vom Senat ab, doch der sieht sich derzeit nicht in der Lage, Verbindliches über die Zukunft des Hauses mitzuteilen.

Die Amerikaner hatten 2006 den Mietvertrag mit dem Land Berlin gekündigt, zogen Ende September aus. Der städtische Liegenschaftsfonds verwaltet und unterhält seither das Gebäude. Es gebe zwar intensive Abstimmungen zwischen der Senatskanzlei und dem Liegenschaftsfonds, sagt dessen Sprecherin Irina Dähne, „aber keine wirkliche Entscheidung.“ Sie wisse nur, dass dem Senat eine Nutzung vorschwebt, die mit Amerika zu tun hat. Es lägen im Übrigen verschiedene Anfragen vor, das Haus für temporäre Ausstellungen zu nutzen, auch interessierte Käufer hätten sich gemeldet. „Aber wir haben die Vermarktung zurückgestellt, bis vom Senat eine klare Ansage kommt.“

Die Bauaufsicht des Bezirksamts Charlottenburg-Wilmersdorf weist auf einen baulichen Mangel des Hauses hin: Die US- Botschaft habe beim Auszug gebeten, die Brandmelderanlage ausbauen zu können. Der Bezirk habe sie geleast und wolle sie nicht weiter bezahlen. Außer Betrieb seien auch die Sprinkleranlagen. Der Zustand der Brandschutzeinrichtungen habe sich jedenfalls „erheblich verschlechtert“ und künftige Nutzer müssten für Abhilfe sorgen, heißt es im Bezirk.

Die US-Regierung hatte das Haus 2007 nach fast 50 Jahren zurückgegeben. Botschafter William R. Timken sagte bei der Übergabe, das Informations- und Veranstaltungszentrum habe gezeigt, „was Amerika ausmacht, wie wir leben, wofür wir stehen“. In Zeiten des Kalten Krieges sei es das „feierliche Zeichen für das amerikanische Versprechen gewesen, diese Stadt niemals aufzugeben, komme, was da wolle“. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit würdigte das Amerika-Haus als „Symbol im Kampf für Demokratie und gegen Diktatur“. Die Amerikaner hatten gekündigt, weil die kulturelle Arbeit im Neubau der US-Botschaft am Pariser Platz gebündelt werden soll. Bis zur Fertigstellung im nächsten Jahr werden die Aufgaben des Amerika-Hauses von der US-Mission an der Clayallee wahrgenommen.

Christian van Lessen

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