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Amoklauf am Hauptbahnhof: Täter erinnert sich angeblich nicht

Neun Monate nach dem Amoklauf bei der Eröffnungsfeier des Berliner Hauptbahnhofs muss sich ein 17-Jähriger vor dem Landgericht verantworten. Das Motiv bleibt weiter unklar.

Berlin - Dem Schüler wird Mordversuch in 37 Fällen und sechsfache Körperverletzung zur Last gelegt. Der Jugendliche soll nach der Eröffnung des neuen Hauptbahnhofs am 26. Mai 2006 wahllos auf Passanten eingestochen und eingeschlagen haben. Acht Besucher der Eröffnungsfeier wurden lebensgefährlich verletzt.

In dem nichtöffentlichen Jugendverfahren sagte der Angeklagte nach Angaben eines Nebenklägeranwalts aus, dass er sich nicht an die Tat erinnern könne. Er habe in der Untersuchungshaft viel nachgedacht, könne aber nichts zu seinem Motiv sagen, erklärte der Schüler nach Angaben seines Strafverteidigers in einer knapp 15-minütigen Aussage. Eines der niedergestochenen Opfer leidet unter der Immunschwächekrankheit Aids. Mindestens 15 Personen mussten daher bangen, mit dem HI-Virus infiziert worden zu sein. Das Untersuchungsergebnis fiel in allen Fällen negativ aus.

Blutalkoholwert von 2,2 Promille

Einem Gutachten zufolge hatte der Schüler zum Tatzeitpunkt einen Blutalkoholwert von 2,2 Promille. Es wird daher von einer erheblichen Schuldminderung ausgegangen. Sein Verteidiger Herbert Hedrich hatte vor Prozessbeginn angekündigt, dass sich sein Mandant vor Gericht noch einmal bei den Opfern entschuldigen werde.

Der Angeklagte wirke auf ihn wie ein "ganz normaler Teenager", sei "sehr konzentriert" und bereit, zur Aufklärung beizutragen, auch wenn er keine Erinnerung daran habe, sagte Nebenklägeranwalt Roland Weber. Seine Mandanten erhofften sich von dem Prozes Aufklärung darüber, was den Angeklagten bewogen habe, wahllos um sich zu stechen.

In dem Jugendverfahren sind erstmals nach einer entsprechenden Gesetzesänderung Opfer als Nebenkläger zugelassen. Für den ersten Verhandlungstag sind 17 Zeugen geladen. (tso/ddp/dpa)

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