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Nichts ging mehr. Der Hauptbahnhof in München wurde aus Furcht vor weiteren Anschlägen geräumt. Solche Evakuierungskonzepte gibt es auch in Berlin.

© dpa

Amoklauf in München: Wenn die Stadt schnell stillstehen muss

Auch Berlin probt den Krisenmodus wie in München: Bahnen und Busse können umgehend gestoppt werden. Und Evakuierungen werden ständig trainiert.

In Krisensituationen den Nahverkehr einzustellen wie jetzt in München – das geht auch in Berlin ganz schnell. „Auf solche Szenarien sind wir vorbereitet“, sagte BVG-Sprecherin Petra Reetz am Sonnabend. Evakuierungen von Zügen oder Bahnhöfen gehörten zum Ausbildungsprogramm bei der Polizei und der Feuerwehr. Die Zusammenarbeit mit den Behörden sei hervorragend. Für Übungen kann die Feuerwehr sogar einen nicht befahrenen U-Bahn-Tunnel nutzen.

"Wichtig sind direkte Durchsagen"

Wichtig sei bei einem angeordneten Stillstand von Bahnen und Bussen, dass die Leitstellen die Fahrgäste in den Zügen direkt per Durchsage informieren könnten, wie es bei der BVG praktiziert werde, sagte Reetz. Die Mitarbeiter seien so geschult, dass die Ansagen ohne Hektik erfolgen könnten, was eine Panikgefahr verringere.

Müsste der Verkehr abrupt ruhen, könnte man bei der U-Bahn – und bei der S-Bahn – zentral alle Signale auf Rot stellen – oder gleich den Strom abschalten. In der Regel würde man aber versuchen, die Züge erst in Bahnhöfen halten zu lassen, damit die Fahrgäste problemlos aussteigen könnten. Halten die Züge im Tunnel, ist es schwieriger, weil der Fahrzeugboden rund einen Meter über den Gleisen liegt. Sollten Rollstuhlfahrer im Zug sein, müsste die Feuerwehr helfen.

Der Strom im Tunnel wird sofort abgestellt

Ist es wegen einer Gefahrenlage an der Oberfläche nicht möglich, ins Freie zu gelangen, könnten Fahrgäste im Bahnhof oder notfalls auch im Tunnel bleiben; der Strom würde auf jeden Fall abgestellt sein. Die Apparate, sogenannte Kurzschließer, gebe es in jedem Zug. Müssten die Anlagen dagegen schnell verlassen werden, könne man auch die Notausgänge nutzen. Die U-Bahnhöfe der BVG, die nur einen Ausgang hatten, haben nach dem Brand eines Waggons 2000 im Bahnhof Deutsche Oper inzwischen alle einen zweiten Ausgang bekommen. An der Deutschen Oper war der damals einzige Ausgang blockiert, weil der brennende Wagen unmittelbar daneben stand. Fahrgäste mussten durch den Tunnel und über Notausgänge flüchten.

Auch große Stationen lassen sich umgehend räumen

Für alle Bahnhöfe gibt es Evakuierungskonzepte, die bei Übungen überprüft werden. So können auch große Stationen wie jetzt der Hauptbahnhof in München umgehend geräumt werden. Dies gilt ebenso für die Abfertigungsgebäude auf Flughäfen. Deshalb gibt es auch in Tegel und Schönefeld regelmäßige Evakuierungsübungen.

Ähnlich schnell ließe sich auch der Verkehr bei der Straßenbahn und mit Bussen stoppen. Ihr Vorteil: Sie können in der Regel sofort anhalten und die Fahrgäste an fast jeder Stelle aussteigen lassen, wo es gefahrlos möglich ist.

Bis der Fahrplan danach wieder steht, dauert es lange

Die größeren Probleme entstehen hinterher – wenn Bahnen und Busse wieder fahren dürfen. Bis der Fahrplan wieder „steht“, können Stunden vergehen, in denen weiter Fahrten ausfallen oder es zu Verspätungen kommt. Etwas einfacher war es in München. Zunächst fuhren dort nur die Nachtlinien; der reguläre Verkehr wurde erst mit dem normalen Betriebsbeginn am Sonnabend aufgenommen. Aber selbst dann holperte es noch eine Weile.

Wie schnell der Verkehr lahmgelegt werden kann, hatte die S-Bahn im Dezember 2011 gezeigt. Nach einem Stromausfall in einem Stellwerk waren fast auf dem gesamten Netz auf einen Schlag keine Züge mehr gefahren.

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