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Berlin: An den Wurzeln der Stadt

Wie Berlins seelische Koordinaten verlaufen, ist wieder einmal umstritten. Man spürt es an dem heftigen Disput, ob denn der Osten dem Westen oder der Westen dem Osten oder die Mitte beiden den Rang abläuft.

Wie Berlins seelische Koordinaten verlaufen, ist wieder einmal umstritten. Man spürt es an dem heftigen Disput, ob denn der Osten dem Westen oder der Westen dem Osten oder die Mitte beiden den Rang abläuft. Aber es gibt Punkte, an zu erfahren ist, dass die Stadt tiefere Wurzeln hat. Einer befindet sich in der Jägerstraße 51 am Gendarmenmarkt, es ist das Haus der Mendelssohns – über hundert Jahre lang das Zentrum eines erstaunlichen Zusammenlebens von Kommerz und Kultur, ein Kapitel Berliner Geschichte vom besten.

Eine schöne, bewegende Spur zu diesem Erinnerungsort legte der Abend, den ein kleiner Verein veranstaltete, das Geschichtsforum Jägerstraße, mit Reden, Musik und Texten sowie nicht zuletzt einem Publikum, das die Remise des Hauses, ein hübsches Ziegelgewölbe mit granitenen Säulen, bis auf den letzten Platz füllte. Berlin erinnere sich wieder, befand auch André Schmitz , der Chef der Senatskanzlei. Drei junge Koreanerinnen, Schwestern, das Kim-Trio – Mendelssohn-Preisträgerinnen 2005 – bildeten einen wichtigen Teil der Beschwörung des Genius Loci, indem sie hinreißend Klaviertrios von Clara Schumann und Felix Mendelssohn-Bartholdy spielten. Zwei der Initiatoren des Geschichtsforums – das vor dem Haus schon eine Gedenktafel errichtet hat - Ernst Siebel und Tagesspiegel-Autor Thomas Lackmann baten mit ihren Texten die Welt der Mendelssohns und der mit ihnen befreundeten Clara Schumann sozusagen zum Ortstermin: andeutend, dass sie gewiss eine vergangene Epoche ist – und doch eine Bereicherung unserer Gegenwart darstellt.

Denn von hier aus wird wirklich die Zeit zum (Geschichts-)Raum, ist die Jägerstraße der Mendelssohns und Clara Schumanns, so Lackmann, „die Straße der 1848-er Barrikaden, Austerndiners, der neuen Dampfschiffahrts- und der Lotteriegesellschaft, des feinen Clubs von Berlin, der Staatsbanken und Künstlerwohnungen; später der Reichshauptkasse und der SS-Treuhandstelle Ost, dann der Defa, der Stasi und heute von Sat 1“. Die Ausstellung ist geöffnet von Donnerstag bis Dienstag, 12 bis 19 Uhr. Rdh.

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