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Berlin: An der Pirschheide 40, Potsdam, Nur Abendessen, Tel (0331) 9090-0, geöffnet: montags geschlossen, Kreditkarten: alle gängigen

Es ist ziemlich schwer, den Überblick über die Potsdamer Hotellandschaft zu behalten, bei den Häusern, die sichtbar in der Gegend herumstehen, und erst recht bei denen, die sich verstecken. Das Seminaris-Hotel, im Frühjahr eröffnet, dürfte zu den größten und den verstecktesten gehören.

Es ist ziemlich schwer, den Überblick über die Potsdamer Hotellandschaft zu behalten, bei den Häusern, die sichtbar in der Gegend herumstehen, und erst recht bei denen, die sich verstecken. Das Seminaris-Hotel, im Frühjahr eröffnet, dürfte zu den größten und den verstecktesten gehören. Was sich da nach und nach aus den Bäumen hinter dem Bahnhof Pirschheide herausschält, ist eindrucksvoll, präziser: ein ziemliches Riesending. Attraktiv gelegen, mit einer hübschen Terrasse über dem Templiner See und einer gewaltigen Tiefgarage, die die Autos aus dem Blickfeld rückt. Muß man gesehen haben.

Das Ding firmiert, kein Wunder angesichts der Größe, als Tagungshotel, ach was: "International Meeting Resort". Der Einzelgast kommt da meist zu kurz - wir hofften auf ein Wunder angesichts der Tatsache, daß es neben dem üblichen Speisesaal ein gehobenes Abendrestaurant gibt, das auf den Namen "Feines Brandenburger" hört - das ist ein Luxus, den sich meines Wissens gegenwärtig kein anderes Potsdamer Hotel leistet, allerdings hat offenbar auch kein anderes so viel Platz. Nicht überraschend war dann auch, daß wir in dem separaten Raum (schöner Ausblick!) weitgehend allein saßen, während nebenan Versicherungsvertreter das Buffet plünderten.

Aber ach: alles nur Bluff. Wer glaubt, hier werde für anspruchsvolle Gäste ein separates Programm gehobener Regionalküche gefahren, möglicherweise von einem speziellen Küchenchef in eigener Küche, der hat noch viel zu lernen über Hotelgastronomie. Hier wird serviert, was die Großküche nebenbei raushauen kann, ohne dafür viel Zeit und Mühe zu verwenden. Die Kaninchenterrine verströmte jene sanfte Fadheit, mit der sie auch als Enten-, Geflügel- oder Kalbfleischterrine durchgegangen wäre - wir argwöhnten externe Serienproduktion. Ordentlicher Salat, dazu eine süßliche Sauce, die dem eventuell vorhandenen Geschmack den Rest gab. Caponata von Auberginen und Paprika mit Olivensauce wäre ordentlich gewesen, wenn die superweichen Auberginenscheiben nicht auch noch in einem See von Olivenöl gelegen hätten.

Die Fett-Attacke setzte sich in den nächsten Gerichten fort. Die brave gebratene Lachsforelle war auf der Karte mit dem Attribut "mit Limonen-Schaumbutter" angekündigt worden - die in Wirklichkeit eine schaumfreie säuerliche Fettlache war. Und wie das Küchenleben so spielt, ruhte dann auch das "Gemüsenest" zum gefüllten Stubenküken in einem Buttersee, den auch die Füllung - ungewürzter Spinat - und die vor zehn Jahren modischen schwarzen Nudeln nicht mehr reparieren konnten. Immerhin war so der üblichen Kritik an gehobenem Restaurantessen die Spitze genommen, daß man nämlich überhaupt nicht satt werde. Davon kann hier keine Rede sein.

Pflichtgemäß orderten wir dennoch Dessert und kamen so zu einem ordentlichen Grießflammeri mit Fruchtstücken, überwiegend aus geschmacksfreien Melonen. Warum das alles mit einer Fertig-Schokoladensauce am Teller befestigt war, blieb uns verborgen. Höhepunkt des Abends war zweifellos der gute Pfälzer Riesling vom Renommier-Weingut Biffar, der überdies für kulante 45 Mark abgegeben wurde - allerdings würden wir anraten, ihn gleich mit Trinktemperatur zu servieren und nicht erst nach dem ersten Einschenken zu kühlen. Ansonsten gut funktionierender Service (Hauptgerichte um 28, Vorspeisen um 14 Mark).

Bilanz: Enttäuschung auf der ganzen Linie, vor allem deshalb, weil wir in den neuen Potsdamer Hotels - Voltaire, Dorint, Artotel - ein ganz anderes kulinarisches Niveau gewohnt sind. Daß die alle nur ein Restaurant haben, macht die Sache für das Seminaris nicht besser.

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