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Berlin: Anatomie eines Verbrechens

In der Zitadelle Spandau erinnert eine Ausstellung an den Judenpogrom von 1510

An den als „das Verhängnis der Mark Brandenburg“ bezeichneten Berliner Hostienschänderprozess von 1510 erinnert eine Ausstellung, die am Wochenende im Zeughaus der Spandauer Zitadelle eröffnet wird.

Vor 500 Jahren wurden auf dem heutigen Strausberger Platz 38 Juden nach einem Schauprozess auf einem Scheiterhaufen verbrannt, zwei weitere geköpft. Auslöser war die auf Geheiß des Bischofs von Brandenburg unter Folter erpresste Falschaussage eines christlichen Kirchendiebes. Dieser behauptete, eine aus der Dorfkirche von Knobloch (Havelland) entwendete Hostie an den Spandauer Salomon verkauft zu haben, der sie mit anderen geschändet habe.

Nach der Massenhinrichtung wurden alle übrigen Juden aus der Mark Brandenburg vertrieben. 1539 gelang es Philipp Melanchthon, den Kurfürsten Joachim II. von der Falschaussage des Diebes zu überzeugen, der vor seiner eigenen Hinrichtung noch gebeichtet hatte. Daraufhin konnten die Juden in die Mark Brandenburg zurückkehren. 66 Grabsteine des damals eingeebneten, jüdischen Friedhofes wurden ab 1955 bei Restaurierungsarbeiten im Fundament des Palais der Zitadelle entdeckt und geborgen. Die Ausstellung des Stadtgeschichtlichen Museums in Zusammenarbeit mit dem Centrum Judaicum und dem Museum für Vor- und Frühgeschichte zeichnet die Anatomie des inszenierten Verbrechens an den Brandenburger Juden nach und versucht, Aufschluss über die religiösen, sozialpsychologischen, politischen und wirtschaftlichen Aspekte des prekären Verhältnisses von Christen und Juden in damaliger Zeit zu geben. du-

Zeughaus der Zitadelle Spandau, Am Juliusturm 64, täglich 10 bis 17 Uhr

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