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Berlin: Angeschlagen, aber standhaft

Sichtbar angespannt antwortete Senator Peter Strieder im Plenum des Abgeordnetenhauses auf die Vorwürfe der Opposition zum Thema Tempodrom

Er blieb ruhig, sogar bei seiner Rede. Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) gab sich bei der Plenarsitzung am Donnerstag betont gelassen. Er schlenderte zu Beginn der Sitzung durch die Reihen der SPD-Abgeordneten, gab Annette Fugmann-Heesing die Hand und steuerte danach schnurstracks seinen Sessel auf der Senatsbank an. Er packte seine Unterlagen aus und telefonierte. So viel, wie sonst keiner der anderen Senatoren. Bis zum Beginn der Fragestunde, die den Tempodrom-Skandal zum Thema hatte, hatte er immer wieder wechselweise sein Handy oder das Saaltelefon in der Hand. Strieder hatte wohl Abstimmungsbedarf.

Die erste Frage zum Thema Tempodrom, noch vor der Fragestunde von der CDU gestellt, ließ Strieder durch Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) beantworten. Da ging es um die Honorare, die die Liquidatoren des Tempodroms bekommen sollen. Strieder sagte dazu nichts. Er bemühte sich stattdessen um gute Stimmung bei seinen Senatskollegen. Thomas Flierl zu seiner Linken und Ehrhart Körting zu seiner Rechten. Auch Klaus Böger kam vorbei und scherzte. Peter Strieder nahm die Geste gerne an. Zwischen seinen Telefonaten und den Scherzen seiner Parteikollegen machte er sich letzte Notizen zu seiner Rede, mit der er vor dem Abgeordnetenhaus Stellung beziehen wollte.

Dann aber las der sonst so wortgewaltige Strieder seine Worte vom Blatt ab. Satz für Satz, keine Abweichungen vom Manuskript. Eine Aneinanderreihung von Fakten, also alles, was ihm seine Verwaltung aufgeschrieben hatte. Und das sah so aus: Strieder listete in 19 Punkten auf, wie die Finanzierung des Tempodroms vonstatten gegangen war, von Senatsbeiträgen bis zu Sponsoring-Mitteln der landeseigenen Investitionsbank. Strieder nahm auch Stellung zum Engagement des Bauunternehmers Roland Specker, zu Rettungsaktionen des Senats und zu Jahresabschlüssen der Stiftung Neues Tempodrom – alles ohne einen Hinweis auf Selbstzweifel.

Während Strieder seine Rede vortrug, war es im Plenarsaal mucksmäuschenstill. Eine hörbare Reaktion kam erst, als Strieder stoisch 47 Veranstaltungen verlas, eine Auswahl der Ereignisse, die seit der Eröffnung des Tempodroms dort stattgefunden hätten. Er erntete Proteste, die Oppositionspolitiker fühlten sich gelangweilt. Erst als Strieder die 47. Veranstaltung erwähnte, gab es Beifall von allen Fraktionen außer der Grünen: Es war die Wahlparty der Bündnisgrünen im Herbst 2002. Das war auch das einzige Mal, als Strieder während seiner Rede lächelte. Er glaubte, einen Punktsieg errungen zu haben.

„Das Tempodrom war und bleibt ein Sympathieträger für unsere Stadt. Und deswegen war es bei aller Schwierigkeit richtig, diesen wichtigen Kulturort für Berlin zu vollenden“ – so schloss er und brach zu seiner ersten Pausenzigarrette seit Sitzungsbeginn auf. In Siegerpose, umgeben von schulterklopfenden Parteifreunden. Die Drohungen der Opposition, mit den Ergebnissen des Untersuchungsausschusses müsse er zurücktreten, ließen ihn demonstrativ unbeeindruckt.

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