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Zwei-Klassen-Gesellschaft im Klassenzimmer: verbeamtete Lehrer genießen mehr Privilegien als ihre angestellten Kollegen.

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Update

Angestellte Pädagogen: Lehrer im Warnstreik

Angestellte Lehrkräfte fordern finanzielle Gleichstellung mit verbeamteten Kollegen. An sieben Schulen kam es heute zu Arbeitsniederlegungen.

An sieben Berliner Schulen haben an diesem Donnerstag die angestellten Lehrer gestreikt. Nach Angaben der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) legten ab 12 Uhr über 100 Pädagogen die Arbeit niedergelegt. "Über 95 Prozent der angestellten Lehrer an den teilnehmenden Schulen haben beim Warnstreik mitgemacht", sagte GEW-Sprecher Tom Erdmann. Um 14.30 Uhr versammelten sich die streikenden Pädagogen und einige Sympathisanten - insgesamt etwa 150 Teilnehmer- zu einer Kundgebung vor der Senatsfinanzverwaltung.

Zu dem Warnstreik hatte die GEW aufgerufen, nachdem sie Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos, für SPD) erfolglos zur Aufnahme von Tarifverhandlungen aufgefordert hatte. Die angestellten Lehrer fordern Gehaltssteigerungen, die sie den verbeamteten Pädagogen gleichstellen, und bessere Arbeitsbedingungen.

Die Initiative „Bildet Berlin“, in der sich angestellte Lehrer organisiert haben, unterstützt den Aufruf. Etliche Mitglieder der Initiative sind in die GEW eingetreten und haben sich in die Tarifkommission entsenden lassen. „Es geht eigentlich um etwas ganz Simples, nämlich um gleiches Geld für gleiche Arbeit“, sagt Florian Bublys von „Bildet Berlin“. Er ist Lehrer am frisch fusionierten Menzel-/ Kleist-Gymnasium in Tiergarten, wo 32 von 35 angestellten Lehrern gestreikt haben. "Die Stimmung im Kollegium ist sehr solidarisch", sagte Bublys. Auch die Schulleitung stehe den Anliegen der angestellten Lehrern positiv gegenüber. Auch am Beethoven-Gymnasium in Lankwitz, am Hans-Carossa-Gymnasium in Gatow und am Robert- Blum-Gymnasium in Schöneberg hat der Großteil der angestellten Lehrer die Arbeit niedergelegt. Zudem beteiligen sich rund 30 Pädagogen an drei Oberstufenzentren, nämlich an der Anna-Freud-Schule in Charlottenburg, dem OSZ Lotis in Tempelhof und der Ernst-Litfaß-Schule in Wittenau.

Nach Angaben der GEW müssen die über 7000 angestellten Berliner Lehrer damit rechnen, im Laufe ihres Arbeitslebens rund 150 000 Euro netto weniger als verbeamtete Kollegen zu verdienen. Zwar bekommen angestellte und verbeamtete Pädagogen als Berufsanfänger annähernd gleich viel Geld. Anders als Beamte haben sie aber im weiteren Berufsleben nach jetzigem Stand keine Gehaltssteigerungen zu erwarten. „Das hohe Anfangsgehalt wird zudem als außertarifliche Zulage gezahlt und ist vom Senat einseitig kündbar“, kritisiert Bublys.

Auch die geplante Abschaffung der Arbeitszeitkonten treibt die angestellten Lehrer um. „Wir wollen über altersgerechte Bedingungen verhandeln“, sagte ein GEW-Sprecher. Die Finanzverwaltung habe der GEW für Januar Sondierungsgespräche zur Arbeitszeitregelung angeboten, sagte ein Behördensprecher. Für weitergehende Verhandlungen verwies er auf die Tarifgemeinschaft der Länder, der Berlin nun wieder angehört.

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