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Berlin: Angriff auf Ströbele

14 Monate nach der Attacke beginnt der Prozess gegen Neonazi

Es war noch früh – HansChristian Ströbele stand zwei Tage vor der Bundestagswahl 2002 auf der Warschauer Brücke und verteilte Handzettel der Grünen. Der Politiker sah den Angreifer nicht kommen, der plötzlich von hinten ausholte. Der Hieb traf Ströbele mit voller Wucht am Kopf. Zwei Polizisten nahmen den Mann dann fest. Vermutlich hat Ströbele Glück gehabt, dass ihm nicht mehr passiert ist: Bei dem Festgenommenen handelt es sich um den Neonazi Bendix W. (36), einen mehrfach bestraften Waffenfreak, der nach Ansicht von Sicherheitsexperten als extrem gefährlich gilt.

Der Angriff geschah am 20. September 2002, aber erst am heutigen Dienstag beginnt der Prozess gegen Bendix W. Dass die Justiz 14 Monate brauchte, um den Neonazi vor Gericht zu bringen, „irritiert und ärgert mich“, sagt Ströbele. Justizsprecher Björn Retzlaff hält hingegen Vorwürfe für unangebracht. Die Staatsanwaltschaft habe die Anklage bereits Ende 2002 beim Landgericht eingereicht. Dieses habe im Frühjahr entschieden, das Verfahren ans Amtsgericht abzugeben, da der Fall trotz des prominenten Opfers als nicht so gravierend galt. Und im Amtsgericht, sagt Retzlaff, habe sich dann eine „überdurchschnittlich belastete Abteilung“ mit der Tat befassen müssen.

Die Staatsanwaltschaft wirft Bendix W. Beleidigung und gefährliche Körperverletzung vor. Der Neonazi bestreitet, den Politiker geschlagen zu haben. Beinahe hätte die Tat auch makabere Folgen gehabt:Am Tag der Bundestagswahl ließ Ströbele sich in der Charité eingehend untersuchen – und hätte es fast nicht mehr ins Wahllokal geschafft. Beim Prozess wird er als Nebenkläger und Zeuge auftreten. Er wolle jedoch „nicht unbedingt“, sagt Ströbele, dass W. eine besonders hohe Strafe bekommt. fan

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