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Berlin: Angst nach dem Absturz

Marcus fiel 35 Meter tief, überlebte und fürchtet nun die Träume

Alkohol? Nein, davon habe er erstmal genug, sagt Marcus S. Schließlich hat ihn der viele Alkohol, den er in der Nacht des 4. Februars dieses Jahres „in Massen in sich hineingeschüttet hat“, wie er selbst sagt, fast das Leben gekostet.

Der 16-Jährige ist in jener Party-Nacht im Vollrausch aus dem 9. Stock eines Plattenbaus in der Ahrenshooper Straße in Hohenschönhausen gestürzt, 35 Meter in die Tiefe gefallen und auf einem höchstens fünf Meter breiten, vom Schneeregen aufgeweichten Rasenstück aufgeschlagen. Schwerverletzt mit Knochenbrüchen, inneren Verletzungen und einer Lungenquetschung ist er dann auf die Intensivstation des Unfallkrankenhauses Marzahn gekommen. Mehrere Wochen lag Marcus im Koma. Jetzt ist er Patient in der Reha-Klinik Hohenstücken in Brandenburg.

Es war eine „spontane Party“, die Marcus und fünf seiner Freundinnen und Freunde organisiert hatten. Den Ferienbeginn wollten sie zusammen feiern – mit lauter Musik und viel Alkohol. Die Freunde berichten nach dem Sturz, dass Marcus gegen 1.50 Uhr auf den Balkon gegangen ist, „zum Luft holen“ und dann „ohne Grund plötzlich hinuntergesprungen ist“.

Wie das passieren konnte? Marcus sagt, er weiß es nicht. „Ich will es auch gar nicht wissen. Ich will nicht darüber nachdenken“, sagt er energisch. „Ich habe keine Lust, dass ich nachts womöglich noch davon träume. Deswegen versuche ich, alles zu verdrängen.“ Aber das, was hinterher in einigen Zeitungen stand, sei „Quatsch“ gewesen: Er habe sich nicht selbst umbringen wollen und auch die Wohnung des Freundes, wo die Party lief, nicht mit der Erdgeschoss-Wohnung seiner Eltern verwechselt. „Es stimmt nicht, dass ich angeblich immer aus meinem Fenster nach draußen gestiegen bin und das am Abend der Feier auch so machen wollte.“

Genaue Erinnerungen an die Party und den Sturz habe er nicht mehr, sagt Marcus. Aber eines ist ihm nach dem Erwachen aus dem Koma und nachdem ihm die Eltern berichtet haben, was passiert ist, klar geworden: „Ich hab’ richtig Schwein und wohl mehr als einen Schutzengel gehabt.“

In der Reha-Klinik baut er nun wieder seine Knochen auf, macht Krafttraining und Konzentrationsübungen. Wegen der langen Zeit, die er im Krankenhaus verbringen musste, wird er die 10. Klasse wiederholen. „Wenigstens bleiben keine Schäden zurück“, sagt Marcus und fügt hinzu: „Ich komme mir selber blöd vor, dass ich überlebt habe. Andere stürzen aus dem dritten Stock eines Hauses und sind tot.“

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