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Berlin: Anhalter Bahnhof: Der große Drahtseilakt

Die Showeinlage wird gut zur wechselvollen Geschichte des Tempodroms passen: Mit einem Drahtseilakt feiert die "Stiftung Neues Tempodrom" um Irene Moessinger und den Kabarettisten Arnulf Rating heute um 13 Uhr das Richtfest für die 44 Millionen Mark teure Veranstaltungs-Arena am ehemaligen Anhalter Bahnhof. Die "Geschwister Weisheit" wollen mit ihren Motorrädern über ein Seil auf den 37 Meter hohen Rohbau zufahren.

Die Showeinlage wird gut zur wechselvollen Geschichte des Tempodroms passen: Mit einem Drahtseilakt feiert die "Stiftung Neues Tempodrom" um Irene Moessinger und den Kabarettisten Arnulf Rating heute um 13 Uhr das Richtfest für die 44 Millionen Mark teure Veranstaltungs-Arena am ehemaligen Anhalter Bahnhof. Die "Geschwister Weisheit" wollen mit ihren Motorrädern über ein Seil auf den 37 Meter hohen Rohbau zufahren.

Die zeltartige Form mit zwölf geschwungenen Stützarmen entwarf das Hamburger Architekturbüro Gerkan, Marg und Partner, von dem auch die Pläne für den neuen Lehrter Bahnhof und den Umbau des Olympiastadions stammen. Die Arena im Inneren ähnelt einem antiken Amphitheater. Bei Konzerten, Theatervorstellungen, Banketten und Sportveranstaltungen soll sie 3700 Zuschauern Platz bieten. Dazu kommt eine kleinere Arena für 500 Gäste, die zum Beispiel für Kammerkonzerte, Firmenpräsentationen und Kinderprogramme gedacht ist. Freitreppen, die bereits gegossen sind, führen zu einem Dachgarten. Besonders am Herzen liegt der Tempodrom-Gründerin Irene Moessinger das vonihr entworfene "Liquidrom" - eine Mischung aus Hallenbad und Konzertsaal. Dort weren Badegäste bei Musik und Geräuschen, die durch das Wasser übertragen werden, Entspannung finden können.

Im Mai 2000 war der Grundstein unter Mitwirkung von Elefanten in die Baugrube eingelassen worden, ganz nach dem Vorbild großer Bauwerke der Antike. Anfang Dezember soll das Gebäude mit der Verleihung des Europäischen Filmpreises eröffnet werden. Für das breite Publikum beginnt die Saison erst mit einer Silvester-Party. Jährlich werden etwa 400 000 Gäste erwartet.

Bereits am Donnerstag startet aber die Saison im Friedrichshainer Tempodrom-Zelt am Ostbahnhof, das seit 1998 als Zwischenquartier dient. Auch das multikulturelle Jugendprojekt Yaam-Club gastiert für sechs Wochen auf dem Gelände; am Donnerstag gibt es ab 14 Uhr Reggaemusik, Sport und karibisches Essen (Eintritt: sechs Mark).

Ursprünglich hatte das Tempodrom 1980 am Rande des Potsdamer Platzes eröffnet. Die frühere Krankenschwester Irene Moessinger kaufte damals mit einer halben Million Mark aus einer Erbschaft ein grünes Zirkuszelt. Nur vier Jahre später musste das Tempodrom zum ersten Mal umziehen. Einen Ersatzstandort fand der Kulturzirkus auf dem Parkplatz der Tiergartener Kongresshalle (heute: Haus der Kulturen der Welt). Vor allem das Weltmusik-Festival "Heimatklänge" wurde über Berlin und Deutschland hinaus bekannt. 1997 wurde dem Tempodrom aber gekündigt, weil in der Nachbarschaft der Bau des Kanzleramts bevorstand. Behörden machten "Sicherheitsgründe" geltend.

Irene Moessinger erstritt vom Bund schließlich eine Entschädigung in Höhe von sechs Millionen Mark, die nun zur Finanzierung des Neubaus am Anhalter Bahnhofs beiträgt. Weitere sechs Millionen Mark hat die Klassenlotterie zur Verfügung gestellt. Neun Millionen Mark stammen aus einem EU-Umweltförderprogramm und vom Senat. Darüber hinaus nahm die Tempodrom-Stiftung Bankkredite in Höhe von 22 Millionen Mark auf.

Die Neubauplanungen entsprechen nicht mehr den Ursprungsentwürfen, die der Architekt Frei Otto angefertigt hatte. Kreuzberger Bezirksverordnete der Grünen-Fraktion übten Ende 1999 scharfe Kritik an den Änderungen. Ihrer Meinung blieb fast nichts mehr von dem ökologischen Konzept übrig. Tempodrom-Chefin Moessinger sieht das ganz anders. Sie verweist darauf, dass eine Regenwasser-Aufbereitungsanlage geplant ist und Auftriebskräfte zusammen mit Bodenkanälen ein sich selbst regelndes Luftzirkulatons-System bilden sollen. Vorgesehen sind auch Wärmetauscher, um ausströmende Warmluft im Winter zurückzugewinnen. Für die Energieversorgung des Gebäudes entsteht ein mit Gas oder Rapsöl betriebenes Blockheizkraftwerk.

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