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Berlin: Anklage gegen den Schwarzen Riesen

Der Afrikaner Emmanuel W. hat 11 von 17 Überfällen gestanden. Die Polizei ist sicher, dass die ganze Raubserie auf sein Konto geht

Die Staatsanwaltschaft will in den nächsten Wochen Anklage gegen den „Schwarzen Riesen“ erheben. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungsakten Ende vergangener Woche an die Justiz übergeben. Das sagte Justizsprecher Björn Retzlaff dem Tagesspiegel.

Der Afrikaner Emmanuel W. war Ende März festgenommen worden, nachdem er seit Januar 17 Geschäfte, überwiegend Videotheken, überfallen und beraubt haben soll – unmaskiert, aber mit Pistole bewaffnet. Wochenlang hatte die Polizei vergeblich nach dem 21-Jährigen gefahndet, da keine Personenbeschreibung vorlag. Alle Opfer hatten den Räuber nur als „schwarz und groß“ beschrieben. Erst als eine Überwachungskamera ihn bei Überfall Nummer 16 fotografiert hatte, bekamen die Ermittler einen entscheidenden Tipp auf den Bürgerkriegsflüchtling aus Sierra Leone. Der hatte sich da, aufgeschreckt durch die Veröffentlichung der Fahndungsfotos, aber bereits kurzzeitig nach Belgien abgesetzt. Nach seiner Wiedereinreise hat ihn ein Zielfahndungskommando am 21. März in Hannover festgenommen. Er war bei Bekannten untergeschlüpft, ganz in der Nähe der Villa von Bundeskanzler Gerhard Schröder im Hannoveraner Zooviertel.

Bei der Kripo hat der Mann nach Informationen des Tagesspiegels bisher nur 11 der 17 Taten gestanden – danach hat ihm seine Anwältin geraten, die Aussage zu verweigern, worüber sich die Polizei sehr ärgert. Denn für die Ermittler steht zweifelsfrei fest, dass Emmanuel W. auch die übrigen sechs Taten begangen hat. Das fehlende umfassende Geständnis behindert auch die endgültige Entlastung von Bakary D. aus Gambia. Der 31-Jährige war nach dem achten Überfall als Tatverdächtiger festgenommen worden. Nachdem Zeugen aus drei der acht Läden ihn wiedererkannt haben wollten, erließ ein Richter Haftbefehl. Doch die spektakuläre Serie ging nach seiner Inhaftierung weiter, nach dem dritten weiteren Überfall wurde der 31-Jährige wieder freigelassen – doch die Justiz glaubte weiterhin, dass zwei unterschiedliche dunkelhäutige große Männer die Taten begangen haben.

Die Kripo dagegen war immer nur von einem Täter ausgegangen – da die Begehungsweise sich stark ähnelte. Auffällig sei vor allem gewesen, dass der Räuber stets eine gewisse Höflichkeit walten ließ, wenn er von den Angestellten der Geschäfte Geld forderte. Erst nach der Festnahme von Emmanuel W. hob die Justiz den Haftbefehl gegen den 31-Jährigen auf. Doch letztlich wird der „falsche“ schwarze Riese Bakary D. erst dann 100-prozentig entlastet sein, wenn der mutmaßlich echte schwarze Riese alle Taten gestanden hat.

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