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Berlin: Anlaufstellen für junge Muslima Arbeitskreis Islam und Schule soll Dialog fördern

Was wissen Lehrer über den Islam, über hier aktive Religionsgemeinschaften? Wie kann es beispielsweise gelingen, dass muslimische Mädchen wieder am Schwimm- und Sportunterricht oder an Klassenfahrten teilnehmen?

Von Sabine Beikler

Was wissen Lehrer über den Islam, über hier aktive Religionsgemeinschaften? Wie kann es beispielsweise gelingen, dass muslimische Mädchen wieder am Schwimm- und Sportunterricht oder an Klassenfahrten teilnehmen? Die SPD-PDS-Koalition hat jetzt einen gemeinsamen Antrag über „Antidiskriminierungs- und Integrationsfördermaßnahmen für Berlin“ ins Parlament eingebracht. In dem Papier, das dem Tagesspiegel vorliegt, wird der Senat aufgefordert, unter Federführung der Schulverwaltung einen „Arbeitskreis Islam und Schule“ einzurichten. Muslimische Mädchen sollen zum Beispiel künftig Ansprechpartnerinnen an den Schulen für ihre speziellen Probleme erhalten, Jugendämter geschult werden im Umgang mit Zwangsverheiratungen von jungen Muslima. Auch eine Antidiskriminierungsstelle wird beim Migrationsbeauftragten Günter Piening eingerichtet.

Gemeinsam mit Vertretern der Verwaltung, der Universitäten und islamischer Religionsgemeinschaften sollen nach Vorstellung von SPD-Landes- und Fraktionschef Michael Müller in dem Arbeitskreis Islam und Schule „praktikable Lösungswege“ für alltägliche Konflikte gefunden werden. Müller wie auch die PDS-Innenpolitiker Marion Seelig und Udo Wolf erwarten, dass in diesem Gremium auch das Frauenbild muslimischer Mädchen und deren Kontrolle durch die Familie diskutiert werden. „Lehrer müssen islamische Gepflogenheiten kennen, um erstens den Schülern zur Seite zu stehen als auch mit den Eltern in den Dialog treten zu können“, sagt Marion Seelig.

Burhan Kesici von der Islamischen Förderation und Hüseyin Midik von der laizistischen Türkisch-Islamischen Union (Ditib) unterstützen die Bildung des Arbeitskreises. „Wir müssen aber auch über die generelle Verbesserung des Bildungsniveaus in den Schulen sprechen“, fordert Midik. Als einen Schritt zum „verbindlichen Austausch mit der islamischen Gemeinschaft“ betrachtet Berlins Migrationsbeauftragter Piening die Bildung des Arbeitskreises. Die Kommunikation mit den islamischen Gemeinschaften sei aufgrund der verschiedenen Dachverbände ohnehin sehr kompliziert.

SPD- und PDS-Fraktion fordern in ihrem Antrag außerdem den Senat auf, gemeinsam mit der Landeszentrale für Politische Bildung und Stiftungen Aufklärungskampagnen über die Bedeutung des Islam für hier lebende Muslime zu organisieren. Auch die Bezirke sind gehalten, durch kommunale Analysen islamistische Tendenzen rechtzeitig zu erkennen und sie öffentlich zu thematisieren. „Islamistische Bestrebungen erfordern Gegenwehr“, heißt es in dem Papier.

Der Antrag soll demnächst gemeinsam mit dem Entwurf für ein Neutralitätsgesetz im Abgeordnetenhaus diskutiert werden. Die rot-rote Koalition will das Gesamtpaket noch in diesem Jahr verabschieden.

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