zum Hauptinhalt

Berlin: Anleger bereiten Massenklagen gegen die Bankgesellschaft vor Umstrittene Immobilienfonds: Rechtsanwälte aus ganz Deutschland ziehen wegen Gewinngarantien vor Gericht – denn die Verjährungsfrist endet bald

Überall in Deutschland blasen Rechtsanwälte und Anleger zum Sturm auf die Immobilienfonds der Bankgesellschaft Berlin. Denn Ende 2004 droht die Haftung für Gewinngarantien, die in den Werbeprospekten gemacht wurden, endgültig zu verjähren.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Überall in Deutschland blasen Rechtsanwälte und Anleger zum Sturm auf die Immobilienfonds der Bankgesellschaft Berlin. Denn Ende 2004 droht die Haftung für Gewinngarantien, die in den Werbeprospekten gemacht wurden, endgültig zu verjähren. Dann nutzt es nichts mehr, der Landesbank Berlin (LBB) und der Immobilienbeteiligungs- und Vertriebsgesellschaft (IBV) Prospekt- oder sogar Kapitalanlagenbetrug nachzuweisen.

Rechtsanwalt Heribert Reiners bereitet für die Düsseldorfer Kanzlei „Schneider und Schwengler“ Einzel- und Sammelklagen gegen ein Dutzend LBB- und IBV-Fonds vor, die fast alle noch im September beim Landgericht Berlin eingereicht werden. Mehr als 100 Mandanten hoffen auf eine Rückabwicklung ihrer Fondsgeschäfte, die teilweise kreditfinanziert wurden. Sie wollen ihre Kapitaleinlage möglichst verlustfrei zurückbekommen. Im Gegenzug treten sie entweder der Fondsgesellschaft oder der kreditgebenden Bank ihre Anteile ab.

Mit einer Klage gegen den IBV-Fonds „Deutschland 3“ haben die Rechtsanwälte aus Düsseldorf schon einen Teilerfolg erzielt. Im Juni wurde in der mündlichen Verhandlung vor dem Landgericht ein – noch nicht rechtsgültiger – Vergleich geschlossen. Es geht um einen der seltenen Fälle, in denen ein Anleger gleich mehrere Millionen Euro in Immobilien der Bankgesellschaft investiert hat. Es gibt noch einen zweiten Vergleich, den der Stuttgarter Anwalt Oliver Renner mit der IBV aushandelte und den Anlegern 70 Prozent des eingezahlten Kapitals gerettet hat. Und das Kammergericht wird voraussichtlich im Oktober in einem Berufungsverfahren ein Urteil fällen. In erster Instanz hatte das Landgericht Schadensersatz in Höhe der eingezahlten Anteile an einem IBV-Fonds zugesprochen. Anwalt Reiners ist „guter Dinge“. Die Erfolgsaussichten für die neuen Klagen seien gut.

In Hannover ist der Rechtsanwalt Albrecht-Paul Wegener aktiv. Er hat eine Sammelklage für 200 Anleger eingereicht. In Hamburg läuft sich die Kanzlei Rotter warm. Den Vogel schießt aber der Berliner Rechtsanwalt Wolfgang Schirp ab, der auf verkorkste Immobiliengeschäfte spezialisiert ist. Aus seiner Kanzlei liegen fünf Sammel- und zehn Einzelklagen beim Landgericht. Dahinter stehen 250 Kläger. Weitere 1000 Fondszeichner, so Schirp, hätten Klageanträge eingereicht. Trotz eines gehörigen Prozessrisikos. Wer 50 000 Euro in LBB- oder IBV-Fonds investierte und jetzt Angst um sein Geld bekommt, muss mit Anwaltskosten von über 3000 Euro und Gerichtskosten von 5000 Euro rechnen.

Zur Startseite