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Berlin: Annäherung am Ostkreuz

Anwohner und Bahn streiten weiter über nächtliche Bauarbeiten – aber sie reden jetzt miteinander

Der Widerstand der Anwohner am Ostkreuz gegen den nächtlichen Baulärm der Bahn fruchtet – ein bisschen jedenfalls. Eine Bürgerversammlung am Donnerstag brachte zwar keine Lösung des Konflikts, aber immerhin den Beginn eines Dialogs. Der soll auf Vorschlag von Franz Schulz (Grüne), Bezirksbürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg und Moderator der Runde, in einen Runden Tisch münden.

Jürgen Freymann, der als Vertreter von 300 Betroffenen vor dem Verwaltungsgericht zumindest Sonntagsruhe zwischen 6 und 20 Uhr durchsetzte, verbucht das als Erfolg. Immerhin nähmen die Deutsche Bahn AG als Bauherr und die Senatsumweltverwaltung die Interessen der Anwohner jetzt offenbar ernst. „Anfangs wurden wir immer gleich abgewimmelt“, sagt Freymann.

Bis 2016 lässt die Bahn den Bahnhof Ostkreuz für 411 Millionen Euro abreißen und neu bauen. Weil täglich 150 000 Fahrgäste den Knotenpunkt passieren, hämmern und trümmern die Bauarbeiter vor allem nachts, wenn keine S-Bahn fährt. Rechtliche Grundlage dafür sind Ausnahmezulassungen der Senatsumweltverwaltung aus „übergeordneten verkehrlichen Gründen“. Der Bahn machte der Behörde zur Auflage, den Anwohnern dann Übernachtungen im Hotel anzubieten. Die Betroffenen wissen, dass sie mit dem Übel leben müssen. Sie fordern aber größere Rücksicht ein.

Jetzt beginnt die Gegenseite, sich zu bewegen. Karin Thiele von der Senatsumweltverwaltung sagte, ihre Behörde habe ganz aktuell einen Ausnahmeantrag der Bahn nicht bewilligt – das ist offenbar eine neue Entwicklung. Mario Wand, Projektleiter bei der Bahn, kündigte für Oktober Tests mit beweglichen Lärmschutzwänden an. Das Unternehmen lässt prüfen, ob sich so der Lärmpegel wirksam senken lässt und ob diese Methode ein Sicherheitsrisiko für den laufenden Verkehr bedeutet. Ein Entgegenkommen, das nach dem Geschmack der Anwohner recht spät kommt.

Darüber hinaus stellte Wand einen vorgezogenen Einbau von Lärmschutzfenstern in Aussicht, falls rechtlich ein Anspruch darauf bestehe. Außerdem wolle die Bahn berechnen, ob die Kosten für die Fenster sie womöglich günstiger kommen könnten als die ständig anfallenden Hotelkosten. Auch ihre Informationspolitik will die Bahn verbessern. Bisher erfuhren die Anwohner sehr kurzfristig von besonders lauten Arbeiten.

Gesprächsbereit zeigte sich auch Jens Hebbe, der Leiter der Betriebsplanung bei der S-Bahn. Man könne darüber reden, die Gleise freitags auch einmal um 18 Uhr zu sperren. Denn an einem zügigen Fortgang seien schließlich alle Beteiligten interessiert: die Bahn, um ihren Zeitplan einzuhalten, die Anwohner, damit die Lärmbelastung möglichst bald vorüber ist. Am Ende der Bürgerversammlung vereinbarten die Anwesenden, sich am 6. November wieder zu treffen.

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