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Berlin: Ans Ende gedacht

Noch vier Tage bis Silvester: Höchste Zeit, den Abend zu planen. Wo gehe ich hin? Und vor allem: Was sage ich dort?

Manche wissen es schon im Sommer. Andere wollen es gar nicht wissen und die Dritten werden genau jetzt panisch: Was machst du eigentlich Silvester? Natürlich, es gibt Wichtigeres als die Frage, mit wem man sich am 31. um zwölf in die Arme fällt. Aber wenn man schon feiert, dann bitte auch richtig. Kleines Konversationsangebot für den Silvesterabend:

„Wie war dein Jahr?“ Eigentlich keine Frage, die man gleich zu Anfang stellen sollte. Und gerade darum besonders interessant. Silvester ist eine emotionale Angelegenheit und das Revuepassieren eine heikle Sache. Die einen haben sich getrennt, die anderen gefunden. Der wurde betrogen und die ist gerade dabei. Und manche haben so rein gar nichts erlebt. Aber das muss man ja nicht sagen.

„Rauchst du noch?“ Gute Vorsätze sind super. Mehr Bewegung und gesündere Ernährung stehen bei den meisten an erster Stelle für 2007, das besagt jedenfalls eine Umfrage der Deutschen Angestellten- Krankenkasse. Ein bisschen ernüchternd, möchte man doch glauben, dass es im Leben um existentiellere Dinge geht. Aber erstens halten Vorsätze (noch so eine Umfrage) im Durchschnitt drei Monate, und zweitens raten auch die Psychologen zu konkreten Formulierungen. Also nicht „weniger essen“, sondern sich exakt auf nur eine halbe Tafel Schokolade am Tag festlegen.

„Ist Dinner for One schon gelaufen?“ Schlimme Wissenslücke (Sendetermin muss man wissen) und doch eine gute Gelegenheit für ein Kurzreferat. Hier die Fakten zum Auswendiglernen: Die englischen Schauspieler hießen May Warden und Freddie Frinton. Die beiden spielten den Sketch in den 40ern in Varietés, bis sie 1963 in einer NDR-Sendung auftraten („Guten Abend, Peter Frankenfeld!“). Dinner for One ist die am häufigsten wiederholte Sendung des deutschen Fernsehens. Das hysterische Lachen während des Sketchs kommt übrigens von einer NDR-Mitarbeiterin, die sich partout nicht beherrschen konnte.

„Warum schreiben die einen Sylvester und die anderen Silvester?“ Weil die einen es nicht besser wissen. Sylvester heißt der Freund von Bugs Bunny, die Feier am Jahresende schreibt man mit „i“ – wegen Papst Silvester I. Auf dessen Todestag legte man zur Gregorianischen Kalenderreform 1582 den letzten Tag des Jahres. Davor war es der 24. Dezember, so sagt man noch heute „zwischen den Jahren“.

„Noch ein Gläschen Sekt?“ Auf jeden Fall. Der Alkohol vertreibt die bösen Geister. Das mit dem Kater danach hat übrigens nichts mit dem Tier zu tun, sondern kommt von „Katarrh“, die Bezeichnung für Erkältung im weitesten Sinne. Gegen den Kater hilft Wasser und Saures.

„Schönes Kleid, ist das neu?“ Meistens handelt es sich bei dem Silvesterfummel um ein möglichst glitzerndes Modell von H&M. Noch entscheidender ist die Frage, was man drunter trägt (es sollte Silvester auf jeden Fall rot sein, das bringt irgendwie Glück). Aber bitte taktvoll fragen.

„Ist das mit der Silberzwiebel dein Pfännchen?“ Keine Ahnung, wieso an Silvester unbedingt die Schweizer Nationalgerichte Raclette und Fondue auf den Tisch kommen. Aber das Käsefädenziehen scheint irgendwie zu verbinden und eine gute Grundlage ist es in jedem Fall. Für die Finanzen wäre Linsen- oder Erbsensuppe besser. Die runden Kugeln versprechen Reichtum fürs nächste Jahr. Italiener und Spanier essen daher auch gerne Weintrauben.

„Kann ich den Pfennig mitessen?“ Korrekt heißt das natürlich Glückscent. Ist in der Schornsteinfeger-Schwein-Kleeblatt- Fliegenpilz-Reihe, aber sowieso nur ein Symbol von vielen. Dafür hat jedes seine eigene Daseinsberechtigung: Der Schornsteinfeger kümmert sich um den Kamin, der als Verbindung zwischen Himmel und Erde gilt, wer ein Schwein hat, hatte schon immer genug zu essen und das Kleeblatt ist einfach verdammt selten. Nur das mit dem Fliegenpilz ist nicht so klar. Aber Gift und Rausch liegen manchmal nah beieinander.

Wie wird das nächste Jahr? Alles entscheidende Frage. Schauen wir doch ins Horoskop: „Es wird Veränderungen in Ihrem Leben geben.“ Ach so. Und wer wissen will, wie es in der Liebe läuft, sollte einen Schuh über die Schulter schmeißen: wenn die Schuhspitze gen Tür zeigt, steht Glück ins Haus.

Johanna Lühr

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