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Berlin: Anschluss unter dieser Nummer

Braniewo, km 3424: Die alte Reichsstraße 1 wird wieder belebt

Dadam-da-dam-da-dam! Querfugen? In Masuren, fast an der russischen Grenze? Blick in den Autoatlas – tatsächlich: Sie ist es, die ehemalige Reichsstraße1, die einst von Aachen über Berlin bis nach Königsberg führte. In Polen wechseln ihre Nummern jetzt, aber noch immer ist in der Karte zu erkennen, wie sie über 600 Kilometer fast schnurgerade ins Kaliningrader Gebiet führt. Eigentlich muss man nur am Alex auf die Karl-Marx-Allee und dann auf der B 1 immer geradeaus fahren: erst durch Hellersdorf, dann in Küstrin über die Oder und durch Großpolen bis Masuren. Hier wird die alte Straße Nummer Eins immer schmaler, fädelt sich rechts unter Brücken durch, während links Büsche wachsen, wo Platz für zwei weitere Fahrspuren wäre. Manchmal kommt ein Polski-Fiat vorbeigetuckert, manchmal ein Traktor, meistens nichts. Grasbüschel kriechen auf die Fahrbahn. Der 30er-Jahre-Beton ist intakt; er hat wenig auszuhalten gehabt in den letzten 60 Jahren. Da-dam-da-dam-da-dam.

Plötzlich ein Sandhaufen und eine neue Brücke. Dann noch eine. Dahinter ein Gesperrt-Schild, Baumaschinen und ein Wachmann im Blechhäuschen. „Das wird ein neuer Grenzübergang“, sagt er. „Nach Russland.“ Er spricht es aus wie ein Schimpfwort und winkt ab – wie alle hier, wenn sie über die Exklave reden, die am 1. Mai zur Insel zwischen den EU-Ländern Polen und Litauen wird. „Die Russen wollen den Übergang“, sagt der Wachmann noch, bevor er einen zurückschickt. Da-dam-da-dam-da- dam.

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