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Berlin: Antisemitismus inbegriffen

Neue Vorwürfe gegen Muslimischen Verein, der in Schulen auftritt. Ministerium prüft

Der Verein Muslimische Jugend (MJ), der in Berlin ein interkulturelles Schulprojekt betreibt, ist nach Informationen des Verfassungsschutzes eng mit islamistischen Gruppierungen verknüpft. In der Satzung des Vereins stehe sogar, dass das Vermögen im Falle einer Auflösung der Organisation an den inzwischen verbotenen Al-Aqsa-Verein fließen solle, der die Hamas-Bewegung unterstützt, berichtet Verfassungsschutzsprecher Claus Guggenberger. Darüberhinaus erfuhr der Tagesspiegel, dass die wegen ihrer Kopftuchklage bekannt gewordene Lehrerin Fereshda Ludin zwei Jahre lang dem MJ-Vorstand angehörte.

Wie gestern berichtet, wird die Muslimische Jugend seit zwei Jahren im Rahmen eines Bundesprogramms gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus mit 76 000 Euro vom Bundesfamilienministerium gefördert. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen die MJ prüft das Ministerium jetzt „mit Hochdruck“, ob der Verein weiterhin unterstützt werden kann. Falls sich die Verbindungen zu islamistischen Organisationen bestätigten, würden „entschiedene Konsequenzen“ gezogen

Für den Verfassungsschutz steht fest, dass es enge Verbindungen gibt. So sei der Verein im „Haus des Islam“ gegründet worden, einer Organisation, die Mitglied im Zentralrat der Muslime ist. Der Zentralrat wiederum sei eine Dachorganisation, zu der auch die Islamische Gemeinschaft gehöre und die werde von Anhängern der fundamentalistischen Muslimbruderschaft beeinflusst. Guggenberger berichtet weiter, ein MJ-Vorstandsmitglied sei der Bruder des Vorsitzenden der Islamischen Gemeinschaft.

Aufschlussreich sind auch die MJ-Internet-Seiten. In der dort nachzulesenden „Freitagsbotschaft“ vom 18. April 2003 etwa wird indirekt zum Kampf gegen die USA aufgerufen und der Hass auf Juden geschürt. Zunächst wird aus dem Koran zitiert, die Hände der Juden „sollen gefesselt sein, und sie sollen verflucht sein um dessentwillen, was sie da sprechen. (…) Wir haben unter ihnen Hass und Zwietracht gesät.“ Im direkt anschließenden Text geht es um den militärischen Einsatz der USA im Irak, woraufhin wieder ein Koranzitat folgt: „Wer einen mir Nahestehenden befehdet, dem habe ich (damit) den Krieg erklärt.“

Der Leiter des interkulturellen MJ-Schulprojektes, Chaban Salih, distanzierte sich gestern von der Aussage der zitierten Freitagsbotschaft. Er wirbt aber um Verständnis für diese „sehr junge Gruppe“, in der auch „unerfahrene 17- oder 18-jährige etwa aus Palästina“ aktiv seien. Das alles habe aber nichts mit dem Schulprojekt zu tun, das ja gerade auf den interreligiösen Dialog setze.

Im Bundesfamilienministerium hieß es gestern, es sei bedauerlich, wenn die MJ als Partner für interkulturelle Projekte ausfalle. Denn es sei dringend nötig, den Dialog mit den Moslems aufrecht zu erhalten. Ähnlich äußerte sich auch die IG-Metall, die ebenfalls mit der MJ kooperiert. „Wir haben in unserem Projekt ’Fremd in Deutschland’ gute Erfahrungen mit dem Verein gemacht“, betont IG-Metall-Mitarbeiter Oliver Schneider.

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