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Antrag im Abgeordnetenhaus: CDU will Denkmal für 1945 in Berlin vergewaltigte Frauen

Die CDU will in Berlin ein weiteres Mahnmal errichten lassen, doch die anderen Fraktionen lehnen ab. Ein "Denkmal für die ab Frühjahr 1945 in Berlin geschändeten Frauen“ lege die Geschichte zu einseitig aus, so die Kritik.

Die CDU will in Berlin ein weiteres Mahnmal errichten lassen, aber ist mit dem entsprechenden Antrag im Abgeordnetenhaus auf Protest bei allen anderen Fraktionen gestoßen. „Ein Denkmal für die ab Frühjahr 1945 in Berlin geschändeten Frauen“ hatten die Christdemokraten ihre Forderung genannt. Der CDU-Kulturpolitiker Michael Braun hatte in der Debatte am späten Donnerstagabend erklärt, die Opfer von Vergewaltigungen jener Zeit litten selbst heute als hochbetagte Pflegebedürftige noch unter den damaligen Verbrechen.

Über Art und Gestaltung eines solchen Denkmals wollte Braun mit den anderen Fraktionen und Opferverbänden noch diskutieren, aber im Parlament war dazu niemand bereit. Brigitte Lange (SPD) nannte den CDU-Antrag „empörend unbedarft“ und wertete die Beschränkung auf Berlin und die Zeit des Kriegsendes als allzu einseitige Auslegung der Geschichte. Auch die Grüne Alice Ströver sagte, Vergewaltigungen gehörten generell zu den Grausamkeiten von Kriegen und hätten sich keineswegs aufs Ende des Zweiten Weltkrieges beschränkt. Außerdem sei ein solches Denkmal künstlerisch kaum umsetzbar. FDP-Kulturpolitiker Klaus-Peter von Lüdeke betonte, das Prinzip der Vergewaltigung in Kriegen müsse generell geächtet werden – und nicht nur Vorfälle zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort. „Warum nicht für alle ab September 1939 geschändeten Frauen und Mädchen?“, fragte Wolfgang Brauer (Linke) und provozierte die Christdemokraten mit einer aktuell-politischen Anspielung: „Ein deutscher Ausstieg aus allen Kriegshandlungen würde dem Vermächtnis dieser Frauen und Mädchen eher entsprechen.“ Der Antrag soll nun im Kulturausschuss beraten werden. obs

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