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Berlin: Anwohner kritisieren Bauprojekt für rund 120 Wohnungen in Schlachtensee

Eine eintönige Architektur mit einem 320 Meter langen, viergeschossigen Baukörper an der Bahntrasse als bewohntem Schallhindernis, unterbrochen durch verglaste Baulücken: Ein Schreckensbild, das der "Initiativkreis Schlachtenseer Bewohner" von einem Bauprojekt der Trigon-Gruppe auf dem Güterbahnhofsgelände östlich des S-Bahnhofs Schlachtensee malt.Wie ein Postkartenidyll wirkt dagegen die Darstellung von Trigon.

Eine eintönige Architektur mit einem 320 Meter langen, viergeschossigen Baukörper an der Bahntrasse als bewohntem Schallhindernis, unterbrochen durch verglaste Baulücken: Ein Schreckensbild, das der "Initiativkreis Schlachtenseer Bewohner" von einem Bauprojekt der Trigon-Gruppe auf dem Güterbahnhofsgelände östlich des S-Bahnhofs Schlachtensee malt.

Wie ein Postkartenidyll wirkt dagegen die Darstellung von Trigon. Die gesamte Anlage mit rund 120 Wohnungen werde im Bauhaus-Stil entstehen und "Einzelhauscharakter" zeigen, die lange Häuserwand direkt an der Bahn werde nach neuesten Lärmschutz-Erkenntnissen entwickelt, von denen auch alle Anwohner profitierten. Der Riegel werde mit seinen Vor- und Rücksprüngen auch nicht so lang sein wie befürchtet. Durch das gestufte Gelände seien nur zwei Geschosse mit Dach sichtbar, unterbrochen durch Glaserker, die von den Bewohnern als Wintergärten genutzt werden könnten. Ferner entstünden Stadtvillen, Reihen- und Doppelhäuser mit kleinen Wohnhöfen. Die Anlage werde gut ins Stadtbild passen, sagt Trigon-Projektleiter Berthold Freiherr von Thermann voraus. An der endgültigen städtebaulichen Figur und Architektur wird allerdings noch gearbeitet, und letztlich muss der Bezirk zustimmen. "Noch sind alles Überlegungen von Architekten", sagt Bezirksbürgermeister Klaus Eichstädt. Erst müsse man sich auf ein städtebauliches Konzept einigen, das in einen Bebauungsplan mündet.

Und noch gehört das Gelände der Bahn, Trigon hat das Vorkaufsrecht. Viele Zehlendorfer kennen das Brachland nur wegen der von der Breisgauer Straße aus erreichbaren Aldi-Filiale. Sie steht auf dem langen und schmalen Randstreifen, auf dem einst eine Lok-Fabrik arbeitete und ein Wohnwagenhändler seine Fahrzeuge ausstellte.

Schon seit vier Jahren hat die Trigon-Gruppe ein Auge auf das Gelände geworfen; es gab ein Architekten-Wettbewerbsverfahren, an dem sich fünf bekannte Büros beteiligten. Bevorzugt wird von Trigon der Entwurf der Architekten Machleidt und Partner, die weiteren Büros sollen aber später beim Bau der einzelnen Häuser beteiligt werden.

Der Initiativkreis lehnt den favorisierten Entwurf auch in einer überarbeiteten Version ab, nicht nur wegen des nach wie vor langen "Riegels". Denn die südliche Salzachstraße soll vom Kirchblick zur Breisgauer Straße verlängert werden und die Wohnanlage erschließen, was nach Ansicht von Anwohnern wegen des Durchgangsverkehrs zu "gravierenden Nachteilen" führen könnte - nach Auffassung von Trigon aber hochgerechnet 100 000 Kilometer im Jahr an sonstigen Umwegen einspart.

Zu den Anwohnern und Baufachleuten, die im Initiativkreis die geplante Bebauung ablehnen, zählt der Architekt Edgar Wisniewski. Er hat nach einem ursprünglich entwickelten Bebauungsvorschlag der Architektengruppe Fryder ein städtebauliches Konzept für das Gebiet östlich des Bahnhofs vorgelegt: Mit locker verteilten Einzelgebäuden und mit einer Erschließungsstraße direkt an der Bahntrasse. Durch die Freiräume bliebe der Bezug vom Ortsteil zum Schlachtensee optisch erhalten, während sonst eine Barriere entstünde. An einer Briefaktion des Initiativkreises beteiligten sich rund 350 Haushalte, "Riegelbau" wurde zum Reizwort. Heute abend um 20 Uhr soll im Berufsbildungszentrum am Kirchblick 5-7 der Protest gegen die Planung bei einer öffentlichen Veranstaltung verdeutlicht werden. Der Bezirksbürgermeister will alle Argumente für und gegen das Projekt "aufsaugen". Bernd von Lehmann vom Initiativkreis hofft auf eine "Chance, das Schlimmste abwehren zu können".Die Bezirke im Internet

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Christian van Lessen

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