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Berlin: Arbeit gibt’s genug – aber keiner will sie

Obwohl 469 Dreher arbeitslos gemeldet sind, kann eine Firma ihre 15 offenen Stellen nicht besetzen

Petra Belaschk versteht die Welt nicht mehr. Sie ist Chefin der Hoffmann Personal-Leasing in Berlin und sucht Menschen, die arbeiten wollen. 15 CNC-Dreher könnte sie zum Beispiel an verschiedene Unternehmen in der Stadt vermitteln. Könnte. „Ich finde keine keine qualifizierten Leute“, sagt Petra Belaschk, „und das bei 317 000 Arbeitslosen in Berlin.“

CNC-Dreher machen Metallverarbeitung mit computergesteuerten Maschinen, mittlerweile Standard in diesem Beruf. Auf Anzeigen meldeten sich aber viel zu wenige, klagt Petra Belaschk. Dabei stöhnt die Handwerkskammer, dass in den letzten Monaten die Arbeitslosigkeit unter ihren Mitgliedern „massiv angestiegen“ sei. Wo sind die arbeitslosen CNC-Dreher Berlins?

Bis vor kurzem lieferten mehrere Fortbilder regelmäßig geschulte CNC-Dreher, zum Beispiel die Niles GmbH. Dann überarbeitete das Landesarbeitsamt die Liste mit Berufen, für die in der Stadt Bedarf besteht. Die Dreher waren nicht mehr darunter, damit sind auch die Weiterbildungen gestorben. Die Weiterbilder jammern, das Arbeitsamt sagt: In der Stadt gibt es kaum Bedarf an CNC-Drehern. 469 CNC-Dreher seien arbeitslos gemeldet und stünden zur Verfügung. Freie Stellen in Berlin sind nach Wissen der Behörde dagegen quasi Fehlanzeige, in Zahlen: 11.

Petra Belaschk hat mit dem Arbeitsamt aber ganz andere Erfahrungen gemacht. Nett seien die Mitarbeiter da schon, sagt sie. Aber helfen hätten sie ihr nicht können. Zwei Tage würde es allein dauern, bis ihr Stellenangebot im Internet erschienen sei. Dabei muss es schnell gehen, die Kunden haben wenig Zeit.

Von der Jobbörse des Arbeitsamtes seien nach einer Woche fünf Angebote gekommen. Und Petra Belaschk braucht aller Erfahrung nach nicht nur fünfzehn Bewerber, sie braucht ein Vielfaches, um die Stelle zu besetzen. Sie ruft die Leute dann an und normalerweise kreuzt die Hälfte gar nicht erst auf. Von den übrigen würden viele nicht genau den Wünschen den Arbeitgebers entsprechen. Fordere sie weitere, dann heiße es: Haben wir nicht.

Und dann seien da noch die, die keinen Job wollen, weil sie ganz gut vom Arbeitslosengeld leben. Keine Ausnahme sagt Petra Belaschk. Im Einzelfall sei das auch nicht verwunderlich. Die, die vorher eine gute Stelle hatten und schon ein paar Jahre beim selben Unternehmen waren, kommen hinterher schon mal auf 1200 Euro Arbeitslosengeld. Da ist wohl bei manchen der Ehrgeiz nicht sehr groß, noch mal befristet für 9,50 Euro anzufangen.

Für die Unternehmen ist Zeitarbeit eine Möglichkeit, flexibel auf Auftragsspitzen zu reagieren. Laut einer Untersuchung übernehmen sie dann aber langfristig ein Drittel der Vermittelten. Eine feste Stelle für fünf CNC-Dreher würde das nach dieser Rechnung heißen. Aber Petra Belaschk hat noch andere Sorgen. „Ich traue mich kaum das zu sagen“ – 200 Mitarbeiter im kaufmännischen Bereich braucht sie bis zum Sommer.

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