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Berlin: Arbeiter-Protest am Frühstückstisch

Treptow. Mit gedeckten Tischen und einem Büfett wurden am Donnerstag die Mitarbeiter des Kabelwerkes der US-Firma Corning vor den Werkstoren am Groß-Berliner-Damm begrüßt.

Treptow. Mit gedeckten Tischen und einem Büfett wurden am Donnerstag die Mitarbeiter des Kabelwerkes der US-Firma Corning vor den Werkstoren am Groß-Berliner-Damm begrüßt. Organisiert hatte das Stelldichein der Betriebsrat des Werks – aus traurigem Anlass. Mit dem „Protest-Frühstück“ demonstrierte die Belegschaft gegen die geplante Schließung ihres Betriebes.

„Wir wollen für unsere Arbeitsplätze kämpfen“, sagte der Betriebsratsvorsitzende Horst Lüdecke. „Das Werk könnte profitabel arbeiten.“ Die Geschäftsführung habe bis heute keine Zahlen vorgelegt, die eine Schließung der Berliner Kabelfertigung rechtfertigen würden. Der amerikanische Konzern Corning Cable hatte Anfang Juli die Schließung des Treptower Standortes zum 31. Dezember 2002 bekannt gegeben. 110 Beschäftigten droht der Verlust ihres Arbeitsplatzes.

Grund für die Schließung ist nach Angaben der Arbeitnehmervertreter der Einbruch auf dem Markt für Glasfaserkabel, die in dem Treptower Werk produziert werden. Der Hauptkunde von Corning, die Deutsche Telekom, bestelle derzeit „so gut wie gar nichts“, sagt Lüdecke. Corning plant daher, die Kabelfertigung im bayerischen Neustadt zu konzentrieren. Im Gegenzug wird in Berlin, allerdings an einem neuen Standort, der Vertrieb zusammengezogen.

Illusionen über den Fortbestand des Treptower Werkes macht sich der Betriebsratchef daher nicht. „Bleibt es bei der Schließung, muss eine Auffanggesellschaft gegründet werden.“ Einen ersten Erfolg hat Lüdecke immerhin erzielt. Die seit Beginn des Jahres kurz arbeitenden Beschäftigten erhalten ab Juli vorerst wieder ihr volles Gehalt. Jetzt werde über einen Interessenausgleich und einen Sozialplan mit der Geschäftsführung verhandelt. Unterstützung bekommen die Corning-Beschäftigten vom Bezirksbürgermeister von Treptow-Köpenick, Klaus Ulbricht. Er versprach beim Protest-Frühstück, bei der Suche nach neuen Arbeitsplätzen zu helfen. Konkrete Zusagen konnte er aber nicht machen. Maurice Shahd

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