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Berlin: Arbeiterwohlfahrt Friedrichshain: Ein Elektriker für die jungen Bühnenbauer

Friedrichshain-Kreuzberg. "Ich kann noch gar nicht richtig fassen, dass wir nun doch weitermachen können", freut sich Florian Hurzlmeier.

Friedrichshain-Kreuzberg. "Ich kann noch gar nicht richtig fassen, dass wir nun doch weitermachen können", freut sich Florian Hurzlmeier. Gemeinsam mit 15 Jugendlichen gelang es dem 22-Jährigen, beim Arbeitsamt Mitte die weitere Förderung des Projektes "Backstage" durchzusetzen. Es war im Rahmen des vom Bundesjugendministeriums initiierten "Freiwilligen Sozialen Trainingsjahres" im Dezember 2000von der Arbeiterwohlfahrt Friedrichshain (AWO) ins Leben gerufen worden. Doch nach einer viermonatigen Probephase lehnte das Amt kurzfristig die weitere Finanzierung ab.

"Die Fördervoraussetzung ist nicht erfüllt", hatte Jürgen Thiel, Leiter der Abteilung Berufsberatung, die Entscheidung begründet. Jetzt räumte Thiel eine Galgenfrist von einem Monat ein. Währenddessen muss die AWO die Vorgabe erfüllen. So fehlt noch ein Elektrikermeister für die Betreuung der Jugendlichen. Erst dann ist die Fortführung bis Dezember dieses Jahrses gesichert.

19 Jugendliche zwischen 17 und 25 Jahren lernen während des Trainingsjahres, wie man Veranstaltungen organisiert. Die buntgemischte Truppe hat eines gemeinsam: Keiner hat eine Lehre, die meisten nicht einmal einen Schulabschluss. Bei "Backstage" bauen oder reparieren sie Bühnen. Zudem wird ihnen beigebracht, wie man ein Fest durch Beleuchtung und Promotion ins rechte Licht setzt. Gemeinsam mit Sozialpädagogen suchen sie nach Perspektiven für ihren weiteren beruflichen Weg und absolvieren Praktika in verschiedenen Berufssparten.

"Die Chance meines Lebens", sagt der 17-jährige Jerome Lenigk. Denn bei "Backstage" will er sich qualifizieren, um künftigen Lehrmeistern zu zeigen, dass "ich auch ohne Schulabschluss in der Lage bin, eine Lehre zu machen". Zudem fühlt er sich dort aufgehoben und endlich verstanden. "Beim Arbeitsamt bin ich die ganze Zeit nur rumgeschickt worden, doch eine Perspektive war nie in Sicht."

Auch die AWO fühlte sich vom Amt verschaukelt. "Uns wurden immer wieder neue Auflagen gemacht", sagt Holger Langkau, Betriebsleiter der Friedrichshainer AWO. So sei zunächst das Ende der Zusammenarbeit mit der KirchBauhof GmbH gefordert worden. Die Gesellschaft hatte ursprünglich die Werkstätten für den Bühnenbau zur Verfügung gestellt. "Die Ausstattung entsprach nicht den Vorschriften", begründet Thiel die Forderung. Um das Projekt nicht zu gefährden, wechselte die AWO zum Lichtenberger Träger "Bildungsmarkt".

Auch von einem Ausbilder sei ursprünglich nie die Rede gewesen, erklärt Langkau. "Als wir dann einen Gas-Wasser-Installateur einstellten, forderte das Amt von uns zusätzlich noch einen Elektrikermeister".

"Wenn die Jugendlichen Veranstaltungen ausrichten, muss die technische Sicherheit gewährleistet sein. Nicht auszudenken, dass bei einem Kinderfest blanke Kabel verlegt werden könnten," kontert hingegen Thiel. Langkau hofft, dass nach der Einstellung des Elektrikers nicht erneut Forderungen gestellt werden.

Beate K. Seiferth

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