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Berlin: Arbeitgeber stellt sich hinter Anetta Kahane

Stiftungs-Leiter: Stasi-Vergangenheit „eher eine Heldengeschichte“

In der Debatte über die Stasi-Vergangenheit von Anetta Kahane hat sich jetzt ihr Arbeitgeber zu Wort gemeldet. Der Geschäftsführer der Freudenberg-Stiftung, Christian Petry, gab eine Loyalitätserklärung für die Leiterin der Regionalen Arbeitsstelle für Ausländerfragen (RAA) und der Amadeu-Antonio-Stiftung ab. Hinter ihrer Verbindung mit der Stasi, so Petry, verberge sich „eher eine Heldengeschichte“. Die über 20 Jahre lang zurückliegende IM-Tätigkeit Kahanes wurde am Dienstag öffentlich, nachdem Sozialsenatorin Knake-Werner Kahane als Kandidatin für das Amt der Ausländerbeauftragten vorgeschlagen hatte. Inzwischen hat Kahane klargestellt, dass sie sich nicht bewerben wolle.

Die bundesweiten RAAen und die Antonio-Stiftung werden von der in Weinheim ansässigen Freudenberg-Stiftung maßgeblich gefördert. Kahanes Arbeit im Kampf gegen Rechts wird je zur Hälfte von der Berliner Sozialverwaltung und aus Weinheim bezahlt. Anetta Kahane sei „sehr offen“ mit ihrer Stasi-Vergangenheit umgegangen, als die Stiftung 1991 die Finanzierung der RAA übernehmen wollte, sagt Petry. Er habe damals die Akte durchgesehen und mit Menschen gesprochen, auf die Kahane als IM angesetzt war. Petrys Recherchen ergaben: Die 19-jährige Kahane versuchte Anfang der 70er Jahre, einer Freundin zur Republikflucht zu verhelfen und wurde dabei erwischt, sagt Petry. In Haft unterschrieb sie die Verpflichtungserklärung. Ihrem Führungsoffizier habe die Lateinamerikanistik-Studentin aber nie die gewünschten Informationen über geplante Republikfluchten geliefert. Sie sei vielmehr gemaßregelt worden, sollte den Kontakt zu befreundeten chilenischen Freiheitskämpfern abbrechen.

Als Kahane auf eine Freundin angesetzt wurde, habe sie sich geoutet. Die Frauen seien zu einer Stasi-Dienststelle gegangen, um die Sache klarzustellen. 1981 sollte Kahane verraten, wie Freunde über die Gewerkschaftsbewegung in Polen dächten. Sie habe daraufhin den Kontakt abgebrochen – und bis 1989 keinen Job mehr bekommen. -ry

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