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Berlin: Arbeitskampf im Einzelhandel geht weiter Metro-Tochter setzt ab heute Leiharbeiter ein

Verdi demonstriert ab 11 Uhr in Mitte

Von Sabine Beikler

Im Streik des Berliner Einzelhandels wird ab Freitag mit härteren Bandagen gekämpft: Nach Tagesspiegel-Informationen will der Einzelhandelskonzern Metro heute im Real-SB-Warenhaus am Borsigturm Leiharbeiter einsetzen. Die Zeitarbeitsfirma AS Personaldienstleistung GmbH schickt zehn Arbeitskräfte, die für einen Stundenlohn von 5,77 Euro arbeiten sollen. Das bestätigte eine Mitarbeiterin des Unternehmens dem Tagesspiegel. „Das ist eine Sauerei, wenn die Firmen Lohndumping betreiben“, sagte Verdi-Fachbereichsleiterin Erika Ritter. Die Interessengemeinschaft Zeitarbeitsunternehmen habe sich vertraglich verpflichtet, einen Mindestlohn von 6,10 Euro zu zahlen. „Grundsätzlich kompensieren wir Arbeitsausfälle bei Streiks mit Angestellten, die nicht gewerkschaftlich organisiert sind. Wenn das nicht ausreicht, greifen wir auch auf Zeitarbeitsfirmen zurück. Die Kunden sollen ungestört einkaufen können “, sagte ein Sprecher der Real-SB-Warenhaus GmbH. Zu dem Einzelfall könne er nichts sagen.

Aus der Zentrale der Tengelmann-Gruppe, zu der die Läden Plus und Kaiser’s gehören, hieß es auf Nachfrage, dass man die Ausfälle „aus den eigenen Reihen“ auffangen könne, da nur wenige Beschäftigte an dem Streik teilgenommen hätten. Der Streik soll laut Verdi am Freitag außerdem in den Kaufland-Betrieben Gropiuspassage und Weißensee, in Edeka- und Reichelt-Filialen, Plus- und Kaiser’s-Geschäften, Penny- und Minimal-Filialen weitergehen. Außerdem hat Verdi ab 11 Uhr eine Demonstration vom Verdi-Haus am Paula-Thiede-Ufer bis zum Alexanderplatz angekündigt.

Am Donnerstag haben rund 1000 Beschäftigte im Einzelhandel haben gestern am zweiten Streiktag ihre Arbeit niedergelegt. Nach Verdi-Angaben waren gestern neun Penny-Märkte im Stadtgebiet ganz oder vorübergehend geschlossen. „Dass so viele Beschäftigte mitmachen, ist ein großer Erfolg“, sagte Erika Ritter, Verdi-Fachbereichsleiterin Handel.

Die Gewerkschaft fordert für die mehr als 90 000 Mitarbeiter im Einzelhandel in Berlin und Brandenburg unter anderem 6,5 Prozent mehr Lohn und ein Mindesteinkommen von 1500 Euro bei Vollbeschäftigung. Außerdem wehrt sich die Gewerkschaft gegen die beabsichtigte Streichung von Zuschlägen für Arbeit am Abend, nachts und an Sonnabenden. Mit dem Streik soll der Druck auf die Arbeitgeber im Tarifstreit erhöht werden. Bei zwei Verhandlungsrunden im Juni und Juli war keine Einigung erzielt worden: Die Arbeitgeber verlangen unter anderem, dass die Zuschläge für Arbeitszeiten am Abend und am Sonnabend gestrichen und nachts erheblich reduziert werden.

Der Branchentrend liegt im Einzelhandel bei einer immer geringeren Bezahlung. So heißt es in einer Mitteilung an leitende Mitarbeiter der Metro-Tochter Real, dass der Brutto-Monatslohn bei verlängerter Arbeitszeit künftig bei 1550 Euro liegen werde. Zuschläge für Spätöffnungszeiten und für Samstagsarbeiten sollen entfallen. Sabine Beikler

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