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Berlin: Arbeitslose als Kunden

Die Jobsuche nach Hartz IV hat schon begonnen: In Charlottenburg wurde eine erste Bilanz gezogen

Ein Hemdknopf ist offen, die Krawatte gelockert. Das mag an der Wärme im Rathaus Charlottenburg liegen, vielleicht auch an der Nachricht, die Wolfgang Skroch gleich entspannt verkündet. „Wir haben ein erstes, tolles Ergebnis erzielt“, sagt er. Normal ist das in seiner Branche nicht: Skroch ist Kundenbereichsleiter der Agentur für Arbeit Nord.

Seine Behörde kümmert sich um die Bezirke Spandau, Reinickendorf, Pankow und CharlottenburgWilmersdorf. Und an diesem Tag zieht er eine kurze Bilanz der ersten Hartz-IV-Projekte auf dem lokalen Arbeitsmarkt. „Ein tolles Ergebnis“, damit meint Skroch die bisherige Arbeit des Job-Centers in Charlottenburg-Wilmersdorf. Von 429 Arbeitslosen konnten seit Anfang des Jahres 42 auf eine Stelle oder in Ausbildung vermittelt werden.

Diese Nachricht stimmte auch die Bezirksstadträtin Martina Schmiedhofer „recht zufrieden“. Füge man auch ABM-Stellen, Existenzgründungen und berufliche Weiterbildungen dazu, konnten in ihrem Bezirk sogar 89 Personen über das Job-Center vermittelt werden. Das liege daran, dass die Betreuung der Kunden nach den Hartz-Reformen viel enger geworden sei.

Im Job-Center, einer gemeinsamen Anlaufstelle für erwerbsfähige Sozialhilfe- und Arbeitslosenhilfeempfänger, betreut ein Mitarbeiter künftig 150 und nicht wie früher auf dem Arbeitsamt 750 Menschen. „Es ist weniger anonym, jeder hat einen persönlichen Berater“, sagt sie.

Das alles soll erst der Vorlauf sein, bis die Reformen von Hartz IV ab 2005 greifen. Dann kümmern sich die Arbeitsagenturen auch um die erwerbsfähigen Sozialhilfeempfänger. In zwei Wochen werden Langzeitarbeitslose einen Stapel Papier ausfüllen dürfen. Wenn die Formulare bis Oktober zurückgegeben sind, werden die neuen Leistungen berechnet, die die zukünftigen Empfänger des „Arbeitslosengeldes II“ ab Januar 2005 bekommen.

Um die Daten aufzunehmen, werden beim Arbeitsamt Nord 30 Mitarbeiter angeworben und geschult. Später soll das Job–Center in Charlottenburg-Wilmersdorf mit 275 Angestellten eine neue Heimat finden, quasi „als Zeichen des Neubeginns, des Aufbruchs“, wie Schmiedhofer sagt. Zum Aufbruch gehören Arbeitsplätze. Wo die herkommen sollen, ist nicht klar. In ihrem Bezirk leben 20 000 Menschen mit Anspruch auf das „Arbeitslosengeld II“. AG

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