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Der Architekt Meinhard von Gerkan.

© picture alliance / dpa

Architekt des Flughafen Tegel: Meinhard von Gerkan: „In Tegel waren wir frei“,

Überall Sechsecke. Der Flughafen in Tegel hat eine ganz besondere Architektur. Im Interview erzählt der Architekt Meinhard von Gerkan, wie er auf diese Idee kam.

Für den Architekten Sir Norman Foster war Tempelhof die „Mutter aller Flughäfen.“ Für viele Berliner ist Tegel der schönste und beste Flughafen der Welt – trotz aller Unzulänglichkeiten im Alltag. Entworfen haben ihn die Architekten Meinhard von Gerkan und Volkwin Marg. Es war ihr erster Großauftrag – und gleich ein großer Wurf. Rund 50 Jahre später sprachen wir mit Meinhard von Gerkan.

Wie sind Sie auf die Idee mit den beiden Sechsecken gekommen?

Es war seitens des Auslobers für den Architektenwettbewerb 1965 vorgesehen, die Kapazität des Flughafens zu einem späteren Zeitpunkt zu verdoppeln. Die nahezu spiegelbildliche Anordnung der beiden Sechsecke leistet diese Kapazitätserweiterung auf einfache, übersichtliche und sehr funktionale Weise mit einem Zentralbereich für beide Terminals gemeinsam.

War es schwer, den Entwurf beim Bauherrn durchzusetzen?

Keineswegs, im Gegenteil diese Konzeption wurde als übersichtlich, preiswert und als hoch funktional gelobt. Wie erklären Sie sich, dass Tegel noch so gut funktioniert? Die mittlerweile erreichte Jahreskapazität von über 22 Millionen Passagieren im Verhältnis zur Ursprungskapazität des einen Sechsecks von 2,5 Millionen Passagieren pro Jahr ist der Einfachheit, Übersichtlichkeit, der extrem kurzen Wege und der schnellen Abfertigungsvorgänge zu verdanken.

Könnte der Flughafen baulich auf Dauer weiterbetrieben werden?

Dann würde ich vorschlagen, unsererseits eine Vergrößerung des zweiten Sechsecks sowie eine gute Integration von Shoppingflächen zu untersuchen.

Wie beurteilen Sie die Nachnutzungspläne, aus dem Flughafen einen Forschungs- und Industriepark zu machen?

Die Idee, den Flughafen in ein Zentrum für Forschung und Entwicklung von Umwelttechnologien zu wandeln, kam mir aus einer Verantwortung heraus, die ich gegenüber diesem wichtigen Bau unseres Büros fühle. In einem Workshop unserer eigenen Academy for Architectural Culture haben wir diese Idee weiter detailliert ausgearbeitet und einer Öffentlichkeit präsentiert. Wir halten diese Nachnutzungsperspektive für eine sinnfällige, und nicht nur im ökologischen Sinne nachhaltige Vision als Alternative zur Weiterführung des Flugbetriebs.

Was konnte vom Tegel-Konzept für den BER übernommen werden?

Leider keine der Vorzüge; wie zum Beispiel: extrem kurze Wege, gute und selbstverständliche Orientierung, einfache und schnelle Abfertigungsvorgänge, günstige Kosten bei besserer Funktionalität.

Aber Ihr Büro hat doch den BER geplant.

Wir mussten uns an die Vorgaben unseres Bauherrn halten, bei Tegel waren wir freier in der Konzeption und Gestaltung.

Die Fragen stellte Klaus Kurpjuweit.

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