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Berlin: Architekten: Tempodrom ohne Kontrolle BauleitergebenBetreibern Schuld an Finanzdesaster

So etwas hatte der Architekt Waldemar Poreike in seiner damals 40-jährigen Berufstätigkeit noch nicht erlebt. Als der Neubau des Tempodroms, für den ihn der Unternehmer Roland Specker Ende der 90er Jahre als Bauleiter gewonnen hatte, im Jahr 2000 beginnen sollte, stimmte gar nichts.

So etwas hatte der Architekt Waldemar Poreike in seiner damals 40-jährigen Berufstätigkeit noch nicht erlebt. Als der Neubau des Tempodroms, für den ihn der Unternehmer Roland Specker Ende der 90er Jahre als Bauleiter gewonnen hatte, im Jahr 2000 beginnen sollte, stimmte gar nichts. Weder sei die Finanzierung gesichert gewesen, noch habe festgestanden, wie die Kosten eingehalten werden sollten oder wie das Betriebskonzept aussehe – so das Resümee des Experten am Freitag im Tempodrom-Untersuchungsausschuss des Parlaments.

Als die Tempodrom-Betreiber trotzdem mit dem Bau beginnen wollten, hatte der erfahrene Bauleiter genug. Er kündigte seinen Job und teilte die Gründe dafür auch den Tempodrom-Gründern Irene Moessinger und Norbert Waehl sowie dem Förderer des Projekts, Roland Specker, mit. „Aber die waren anderer Meinung“, sagte der heute 77-jährige Architekt lakonisch.

Poreike war einer von drei gestern befragten Fachleuten, die das Projekt begleitet haben. Obwohl alle drei kräftig aufeinander schimpften und sich gegenseitig die Schuld an offensichtlichen Versäumnisses bei Bau- und Finanzkontrolle zuschoben, waren sie sich doch in einem Punkt einig, den der Ausschuss-Vorsitzende Michael Braun (CDU) hinterher so zusammenfasste: „Es konnte sich offenbar niemand gegen Frau Moessinger und Herrn Waehl mit ihren Sonderwünschen durchsetzen.“ Braun bedauerte, dass die beiden sowie Specker sich mit Bezug auf laufende Ermittlungsverfahren gegen sie weigern, im Ausschuss zu sprechen.

Die SPD-Vertreterin Dilek Kolat klagte nach der Befragung: „Normalerweise wird erst geplant, dann gebaut – beim Tempodrom war es andersrum.“ Nach Ansicht von Carl Wechselberg (PDS) waren alle Beteiligten frühzeitig über drohende Kostensteigerungen informiert und hätten etwas tun können – „aber der Bauherr war fest entschlossen, das Projekt nach seinen Vorstellungen durchzusetzen.“ Für die Tempodrom-Gründer war in der Bauphase „jeden Tag Weihnachten“, witzelte Christoph Meyer (FDP).

Oliver Schruoffeneger (Grüne) sprach von einem Versagen der damaligen Verantwortlichen. So habe die landeseigene Bank LBB ihre Pflicht zur Kostenkontrolle nicht erfüllt. Außerdem wäre es ohne die vom damaligen Bausenator Peter Strieder (SPD) erteilte Genehmigung, Fördergeld schon vor Baubeginn auszuzahlen und so einen Stichtag für die Fertigstellung festzulegen, nicht zu jenem Zeitdruck gekommen, der später einer der Gründe für die Kostenexplosion wurde.

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