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Berlin: Architektur: Schinkels Kasten kehrt zurück

Mit der Gründung des Vereins "Bauakademie Berlin" durch die Träger der bedeutendsten Berliner Architektursammlungen rückt der Wiederaufbau der Schinkelschen Bauakademie in greifbare Nähe. Gestern stellte sich die Initiative am Sitz der Stiftung Preußischer Kulturbesitz der Öffentlichkeit vor.

Mit der Gründung des Vereins "Bauakademie Berlin" durch die Träger der bedeutendsten Berliner Architektursammlungen rückt der Wiederaufbau der Schinkelschen Bauakademie in greifbare Nähe. Gestern stellte sich die Initiative am Sitz der Stiftung Preußischer Kulturbesitz der Öffentlichkeit vor. Neben der Preußen-Stiftung sind die Technische Universität Berlin, die Akademie der Künste, das Landesarchiv, das Bauhaus-Archiv, die Berlinische Galerie und die Stiftung Stadtmuseum Mitglied des neuen Vereins. Ziel ist, eine Ausstellungsstätte zur Baugeschichte zu schaffen. Darüber hinaus will die Akademie ein Forum für zeitgenössische Architektur bieten.

Für Ausstellungen kann die Akademie auf die umfangreichen Sammlungen von Plänen und Modellen zur Architektur zurückgreifen, die bei ihren Mitgliedsorganisationen gepflegt werden. An eine Vereinigung dieser Sammlungen ist jedoch, wie von allen Beteiligten betont wurde, nicht gedacht. Als dringliche Aufgabe nannte der Präsident der Preußen-Stiftung, Klaus-Dieter Lehmann, die Erstellung eines von der Fachwelt seit Jahrzehnten geforderten "Berliner Katalogs" aller Bestände, für die nunmehr auch Fördermittel unter anderem der Deutschen Forschungsgemeinschaft beantragt werden sollen. Im künftigen Gebäude der Bauakademie sollen lediglich Ausstellungen auf Grundlage der vorhandenen Bestände veranstaltet werden. So ist für Juli 2002 - parallel zum Weltkongress der Architekten mit mehr als 10 000 erwarteten Teilnehmern - eine erste Ausstellung vorgesehen, und zwar im Alten Museum.

Die künftige Institution Bauakademie will das wieder errichtete Gebäude Karl Friedrich Schinkels zwischen Friedrichswerderscher Kirche und Schlossplatz nutzen. Die alte Bauakademie wurde 1836 eröffnet. Ihr Haus wurde 1961/62 zugunsten des Neubaus des DDR-Außenministeriums abgerissen, der seinerseits 1995 beseitigt wurde. Auf dem Grundstück erhebt sich derzeit eine aufgemauerte Ecke nach dem Vorbild des Schinkel-Baus. Bestrebungen zum Wiederaufbau des berühmten Gebäudes gibt es seit der Wiedervereinigung Berlins.

Bausenator Peter Strieder erklärte gestern, das Land könne nur das Grundstück unentgeltlich zur Verfügung stellen. Geld für den Wiederaufbau sei aus öffentlichen Haushalten nicht zu erwarten. Nun hält der Verein Ausschau nach Sponsoren, die die auf 85 bis 95 Millionen Mark bezifferten Baukosten bestreiten. Strieder sagte zwar, er halte "die Zeit für gekommen, den Wiederaufbau der Bauakademie in Angriff zu nehmen", doch die Entscheidung darüber ist noch nicht gefallen. Der Verein will sich zunächst auf ein Nutzungskonzept verständigen, also Art und Ausmaß der künftigen Akademiearbeit definieren, und dann bis Ostern kommenden Jahres ein Funktions-und Raumprogramm für das Gebäude erstellen. Zwar war gestern von Einwänden gegen den Wiederaufbau des - wegen seines Backsteins so genannten - "roten Kastens" nicht die Rede. Bekannt ist aber, dass es über den Umfang der Rekonstruktion, die Verwendung der erstaunlich zahlreich erhaltenen originalen Bauteile, vor allem aber über die Konstruktion des Bauwerks und die Aufteilung der Geschosse unterschiedliche Auffassung unter den im Verein zusammengeschlossenen Institutionen gibt. Eine Vortragsreihe sowie zwei Symposien sollen in Kürze den Austausch der Argumente befördern.

Als Vorsitzender des Vereins amtiert der Architekt Josef Paul Kleihues, der seit Jahrzehnten bauend und planend in der Stadt tätig ist, unter anderem bei der Internationalen Bauausstellung von 1987. Erst im vergangenen Jahr hatte er mit einer großen Ausstellung zur Berliner Baugeschichte des 20. Jahrhunderts in der Ruine des Neuen Museums ein Beispiel dafür geliefert, was eine künftige Bauakademie leisten soll.

Angesichts der noch völlig ungeklärten Finanzierung wollten sich die beteiligten Institutionen auf Termine nicht festlegen. Kleihues äußerte allerdings die Hoffnung, bis zum 225. Geburtstag Schinkels am 13. März 2006 "etwas vorzeigen zu können - am besten das ganze Gebäude".

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