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Berlin: Arno leuchtet wieder

Viele Traditionsbetriebe mussten schließen. Axel Fuhrmann kann sein Geschäft am Savignyplatz jetzt neu eröffnen

Ein solches Comeback gibt es im Berliner Einzelhandel nur selten: Rund ein dreiviertel Jahr nach der Pleite geht bei Lampen Arno am Savignyplatz am Montag wieder das Licht an. Das in drei S-Bahnbögen beheimatete Geschäft verkauft jetzt nicht mehr nur anspruchsvolle Leuchten, sondern auch komplette Wohnungs- oder Büroeinrichtungen. Dazu gehören Küchen, Audio- und Videoanlagen, italienische Möbel und Kunsthandwerk. Die Nachbarhändler freuen sich über die Rückkehr, doch der Ladenleerstand bleibt ein Problem. Derzeit gibt es für sechs der Bahnbögen zwischen Knesebeck- und Bleibtreustraße keine Mieter.

Die 1927 gegründete Lampenhandlung führt Inhaber Axel Fuhrmann in dritter Generation. Arno galt immer als eines der feinsten Fachgeschäfte und belieferte unter anderem Ministerien. Anders als andere Traditionsbetriebe konnte das Geschäft sich doch behaupten. Dabei war der Umsatz zu Beginn dieses Jahres als Folge der allgemeinen Wirtschaftslage „um 34 Prozent zurückgegangen“, sagt der 49-jährige Chef. Im April musste Fuhrmann Insolvenz anmelden, die Restbestände wurden versteigert. Die Wiedereröffnung wird besonders durch „befreundete Lieferanten“ möglich, die weniger Vorleistungen als üblich verlangt haben. Am Montag um 11 Uhr wird mit Sekt und Musik gefeiert. Die Lage des Geschäfts direkt am Savignyplatz gehört zu den besten in den S-Bahnbögen. Deutlich schwerer haben es Geschäftsleute in der Passage schräg dahinter. „Wären wir ein Bücherladen, wären wir längst weggezogen“, sagt Tilman Zorn vom Sushi-Lokal Sachiko. Dass er an diesem Standort festhalte, liege hauptsächlich an dem Bartresen, der sich kaum verlagern lasse. Die Sushi-Portionen schwimmen nämlich auf hölzernen Modellschiffen zu den Gästen. Bei der Deutschen Bahn Immobiliengesellschaft (DBImm) scheine „das Interesse an Vermietungen nicht groß zu sein“. So habe ein Freund ein Messergeschäft in einem der leeren Bahnbögen nebenan geplant. Die Bearbeitung seiner Anfrage habe aber ein halbes Jahr gedauert, so dass der potenzielle Mieter wieder abgesprungen sei.

Der „Bücherbogen am Savignyplatz“ verlagerte seine Filmabteilung gerade aus der Passage an die Knesebeckstraße. Das Hauptgeschäft bleibt dagegen unmittelbar am Platz, wo es genug Laufkundschaft gibt. Besorgt ist Geschäftsführerin Ruthild Spangenberg allerdings wegen einer geplanten Gleisbett-Sanierung, mit der die Deutsche Bahn im Februar 2003 beginnen will. Der S-Bahnverkehr fällt voraussichtlich ein Jahr lang aus. Außerdem könnte es nötig werden, dass Läden vorübergehend in Container ziehen.

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