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Berlin: Attentat auf Polizisten: 43-Jähriger vor Gericht - Mit Säbel auf Beamten losgegangen

"Ich erinnere mich noch an die Finte, den Stoß und dann hatte ich einen Blackout", erklärte Allart M. der sich seit gestern wegen versuchten Totschlags vor dem Landgericht verantworten muss.

"Ich erinnere mich noch an die Finte, den Stoß und dann hatte ich einen Blackout", erklärte Allart M. der sich seit gestern wegen versuchten Totschlags vor dem Landgericht verantworten muss. Der 43 Jahre alte Rohrschlosser handelte nach Auffassung der Staatsanwaltschaft in Tötungsabsicht, als er im Februar dieses Jahres einen Polizeibeamten mit einem Säbel angriff.

Der 35-jährige Polizeiobermeister Carsten S. war in den frühen Morgenstunden des 13. Februar auf Grund von Beschwerden über laute Musik in die Heidenfeldstrasse in Friedrichshain gerufen worden. Als der Polizist mehrfach vergeblich an der Wohnungstür von Allart M. geläutet hatte, trat er die Tür ein. Mit gezogener Dienstwaffe ging der Beamte durch den Flur und öffnete eine angelehnte Zimmertür. Plötzlich sprang Allart M. mit gezücktem Säbel auf ihn zu und stieß mit der Klinge nach ihm. Nur der Geistesgegenwart und der kugelsicheren Weste, die sich der Polizist auf eigene Kosten zugelegt hatte, war es zu verdanken, dass die Säbelattacke für den Beamten ohne Folgen blieb.

"Ich habe den Polizisten nicht als solchen erkannt," entschuldigte sich Allart M. "Der stand plötzlich im Zimmer und da bin ich auf ihn los." "Und wenn sie ihn dabei getötet hätten?" wollte die Vorsitzende Richterin Gabriele Strobel von dem Angeklagten wissen. "Das wäre mir in diesem Augenblick egal gewesen." Als die Richterin den rund 90 Zentimeter langen Säbel hob und wissen wollte, was er damit wollte, erklärte Allart M., er habe er sich bedroht gefühlt. Immer wieder sei er wegen seiner langen Haare von "Rechten" beschimpft worden.

Lange Jahre war der Mann heroinsüchtig gewesen. Zur Tatzeit habe er gerade mit den Entzugserscheinungen des Dehydro-Codeinsaftes zu kämpfen gehabt, der bis Ende 1999 als Heroinsubstitutionsmittel von einigen Ärzten verordnet wurde. Als Anfang des Jahres der Codeinsaft durch eine Gesetzesänderung nicht mehr verschrieben werden durfte, habe er zunächst in einem Krankenhaus entziehen wollen. Er sei jedoch nicht aufgenommen worden. Deshalb habe er den langwierigen Entzug von diesem Substitutionsmittel alleine durchstehen wollen. Um die heftigsten Entzugserscheinungen zu lindern, habe er Benzodiazepin-Tabletten mit Alkohol zu sich genommen. Auch in der betreffenden Nacht. Die laute Musik habe ihm zusätzlich Linderung verschafft, so dass er sogar eingedöst sei - zumindest bis der Beamte plötzlich in seiner Wohnung stand und er sich mit dem Säbelangriff "Luft schaffen" wollte. "Die Tötungsabsicht muss ich aber verneinen", sagte Allart M. abschließend. Der Prozess wird am 28. Juli fortgesetzt.

Peter Murakami

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