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Berlin: Auch der "Mann mit Grips" war ein Reinfall

Mit ihren Ehemännern hatte Gisela S. einfach kein Glück.

Mit ihren Ehemännern hatte Gisela S. einfach kein Glück. Während sie Tag für Tag im Krankenhaus arbeitete, vergnügten die sich. Oft mit anderen Frauen. An einem Sonntag aber änderte sich das Leben der 58-Jährigen innerhalb von Sekunden. "Ich stieg aus der U-Bahn, da stand er vor mir, es war Liebe auf den ersten Blick." Tatsächlich war die Zeit mit Peter B. zu schön, um wahr zu sein. Mit der Behauptung, ein Millionen-Erbe werde demnächst erwartet, sollen sich die beiden größere Beträge erschwindelt und einen Schaden von insgesamt rund 40 000 Mark angerichtet haben. Seit gestern müssen sie sich wegen Betruges vor dem Berliner Landgericht verantworten.

Als Gisela S. ihr vermeintliches Glück traf, hatte sie zwei Scheidungen innerhalb weniger Jahre hinter sich. Ihre anderen Männer seien sehr labil gewesen. "Sonst hatte ich immer die Oberhand, endlich war da jemand, der mehr Grips im Kopf hatte als ich", sagte die Angeklagte. Während die untersetzte Frau mit rot gefärbten Haaren ausführlich berichtete, saß der 60-jährige Peter B. mürrisch im Gerichtssaal.

Eher kurz und allgemein war der einschlägig vorbestrafte Kaufmann B. in seiner Aussage geblieben. "Das ist alles aus meinem Gedächtnis verschwunden", erklärte er den Richtern. Er sei ein kranker Mann. Der Neffe von Gisela S. habe ihm mal ein paar Mark gegeben. Aber der sei ein "Kursbetrüger" und solle sich mal nicht beklagen. "Ich wollte das alles mit dem Erbe bezahlen, weiter will ich jetzt nichts sagen", sagte der grauhaarige B. schließlich.

Das Erbe. Von 30 Millionen Mark soll B. immer wieder berichtet haben. "Anfangs habe ich das geglaubt", sagte die Angeklagte. Aber der Alltag mit B. war zumindest finanziell trübe. Aus zwei Wohnungen wurden sie geklagt, weil sich Mietschulden bis zu 10 000 Mark angehäuft hatten. Die kleine Rente, die die erwerbsunfähige Frau bekam, reichte vorn und hinten nicht. Da pumpte das Pärchen munter drauf los. Ab Oktober vergangenen Jahres zogen sie von einem Hotel ins andere. "Wir haben von meiner Rente eine Anzahlung geleistet und blieben dann einfach", gestand die Frau. Zwei Monate hatten sie sich in einem Marzahner Hotel eingemietet und schließlich eine offene Rechnung von 5966 Mark hinterlassen. Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt.

Kerstin Gehrke

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