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Berlin: Auch dieser Müll wird in Zukunft kostenpflichtig vor der Haustür abgeholt

Die Zeiten, da man in der Stadt alte Zeitungen, Zeitschriften und Pappe in öffentlichen Sammel-Iglus entsorgen konnte, sind vorbei. 1200 dieser Container hat die Berliner Stadtreinigung (BSR) seit Anfang der 90er Jahre im Stadtgebiet verteilt.

Die Zeiten, da man in der Stadt alte Zeitungen, Zeitschriften und Pappe in öffentlichen Sammel-Iglus entsorgen konnte, sind vorbei. 1200 dieser Container hat die Berliner Stadtreinigung (BSR) seit Anfang der 90er Jahre im Stadtgebiet verteilt. Im Verlauf dieses Jahres wurden sie nach und nach abgebaut. Vergangene Woche wurden die letzten Container abtransportiert - das "Bringsystem" beim Altpapier ist damit abgeschafft. Die Container seien nicht mehr zu finanzieren, sagte gestern der Sprecher der Firma DASS, Marcus Hirschberg.

Mit den mittlerweile 80 000 - kostenpflichtigen - blauen Tonnen in der Stadt sei zudem eine "haushaltsnahe Entsorgung" gesichert, sagte Hirschberg. Das Entsorgungsunternehmen DASS gehört zu 50 Prozent der BSR und ist seit Juli für die Altpapier-Iglus zuständig. Gespräche, das Bringsystem nach dem Vorbild der Wall-Wartehäuschen über Werbung zu finanzieren, seien vor kurzem ohne Erfolg abgebrochen worden, sagte Hirschberg. Öffentliche Altglas-Container wird es nach Angaben der Umweltverwaltung weiterhin geben. Flaschen tragen in der Regel den Grünen Punkt, die Entsorgung zahlt der Verbraucher.

Als Grund für den Abbau der Container nennt Hirschbergs deshalb auch den Umstand, dass für Druckerzeugnisse keine mit dem Grünen Punkt vergleichbare Regelung besteht. Die Entsorgung von 25 Prozent des Altpapiers wurde bislang von der Duales System Deutschland AG (DSD) finanziert. Dies entspreche knapp dem Anteil an Verpackungen im Altpapier. Zu über 75 Prozent seien jedoch Zeitungen, Zeitschriften und Werbematerial in den Sammelbehältern abgeladen worden. Die Einnahmen durch den Verkauf des Altpapiers hätten die Kosten für den Transport und Trennung der Wertstoffe sowie für die Reinigung der Sammelstellen nicht gedeckt. Bis Mitte 1999 habe die BSR das Defizit ausgeglichen, sagte Hirschberg. Auf Kritik des Rechnungshofes hin sei diese Praxis aufgegeben worden.

Beschwerden hatte es in der Vergangenheit auch immer wieder über die Vermüllung der Umgebung rund um die Container gegeben. Waren sie voll, wurden Altpapiertüten häufig daneben gelegt. Zudem luden Umweltsünder dort ihren Sperrmüll ab. Engpässe bei der Altpapierentsorgung wird es nach Ansicht Hirschbergs höchstens in einer "Übergangsphase" geben. Die BSR und die Recyclingfirma Alba hätten allein in den vergangenen vier Monaten 5000 zusätzliche blaue Tonnen in Ein- und Mehrfamilienhäusern aufgestellt. Er gehe davon aus, dass mit dem "Abholsystem" im Großen und Ganzen eine "flächendeckende Sammlung" gewährleistet sei. Das zeige sich auch daran, dass der Iglu-Anteil an dem in der Stadt gesammelten Altpapier - pro Jahr etwa 210 000 Tonnen - zuletzt nur noch 7 Prozent betragen habe. Judith Demba, parteiloses Mitglied der Fraktion von Bündnis90/Die Grünen, kritisierte gestern hingegen, dass das Bringsystem nicht adäquat ersetzt worden sei - es gebe noch nicht genügend blaue Tonnen. Demba sprach sich für eine Altpapierverordnung aus, die die Hersteller von Druckerzeugnissen verpflichten würde, die Rücknahme zu finanzieren.

Hirschberg empfiehlt Haushalten, denen nun kein Iglu mehr zur Verfügung steht, sich um eine blaue Tonne zu kümmern. Die BSR bietet beispielsweise eine 240-Liter-Tonne für etwa 16 Mark pro Monat an, Alba vermietet ebenfalls blaue Tonnen. Zudem kann man Altpapier kostenlos bei den 34 Recyclinghöfen der Stadtreinigung abliefern.

Tobias Arbinger

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