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Berlin: Auch Dinosaurier fressen Geld

Der neue Leiter des Naturkundemuseums, Reinhold Leinfelder, will die Berliner Sammlung mit 100 Millionen Euro herausputzen

„Wir haben über 30 Millionen Objekte in der Invalidenstraße und können natürlich nicht alles zeigen, aber wir möchten die Präsentation deutlich ausbauen. Die Bedeutung der Sammlungen für Wissenschaft und Kultur ist unbestritten; zur Zeit werden der Sauriersaal und drei weitere Räume umgestaltet und der Wiederaufbau des Ostflügels, der ja eigentlich eine Ruine ist, geplant.“ Arbeit gibt es also genug für Reinhold Leinfelder, den Paläontologie-Professor aus München, der am Montagabend feierlich in sein neues Amt als Generaldirektor des Museums für Naturkunde eingeführt wurde. Inoffiziell sitzt er seit 2. Januar im Direktionszimmer, war zuvor Generaldirektor der Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns und lehrte Paläontologie und Historische Geologie an der Maximilians-Universität der Bayerischen Landeshauptstadt. Der 48-jährige kommt gern von der Isar an die Spree: „Mir gefällt die Stadt sehr gut und das Haus ist sensationell mit den Schätzen, die es in sich birgt.“ Das betrifft nicht nur das Saurierskelett, die reichhaltigen Tierbestände und die Gesteinssammlung, sondern auch eine „Alkoholsammlung“ mit 250 000 Gläsern, in denen ungezählte Tiere oder Teile davon im Spiritus schwimmen.

Reinhold Leinfelder stellt die Berliner Sammlungen, die durch Ankäufe und zahlreiche Forschungsreisen prominenter Wissenschaftler in ihrer Überfülle zustande gekommen sind, in eine Reihe mit einer so berühmten Institution wie dem Nationalen Historischen Museum in London, „und ich denke, dass sich Berlin und die Bundesrepublik der nationalen Bedeutung dieses Hauses wohl bewusst sind“.

Das Gebäude auf dem Gelände der ehemaligen Königlichen Eisengießerei ist 120 Jahre alt, im Krieg wurde es schwer getroffen, der Ostflügel zeugt noch heute davon. Wie viel Geld wird gebraucht, um das Haus auf einen modernen Stand zu bringen, die Unterbringung der Objekte zu verbessern und den Mitarbeitern ordentliche Arbeitsbedingungen zu bieten? Der neue Chef spricht von 100 Millionen, die mittelfristig gebraucht würden, kurzfristig werden zur Zeit 17,7 Millionen aus EU- und Lotto-Mitteln für die neuen Ausstellungshallen investiert, 30 Millionen Euro öffentlicher Gelder sind für die Rekonstruktionsarbeiten bei der seit vielen Jahren überfälligen Instandsetzung der Ruine des ausgebombten Ostflügels vorgesehen. Reinhold Leinfelder ist davon angetan, wie sehr die Berliner ihr Naturkundemuseum als eine eindrucksvolle Mischung aus Geologie, Paläontologie, Mineralogie und Zoologie mögen, „Berlin ist ein gutes Umfeld fürs Museum“, sagt er, „hier ist eine große Förderkultur vorhanden, aktive Vereine und großzügige Einzelspender zeigen, dass ihnen das Naturkundemuseum am Herzen liegt“. Deshalb ist „der Neue“ guten Mutes, dass „da etwas bei ’rauskommt fürs Haus, ein Potpourri von verschiedenen Geldquellen“.

In dem klassischen Museum sollten auch weiter die Originalobjekte im Vordergrund stehen, gleichzeitig würden die neuen Medien stärker genutzt – 2007 stehen dann neben dem Saurier Computer, mit denen sich der Besucher über die Lebensbedingungen der Dinos informieren kann. Hat der Direktor bei all dem eine Lieblingsdisziplin? Schöne Mineralien? Seltene Pflanzen? Ein nettes Skelett? „Das ist wie mit meinen drei Kindern: ich hab sie alle gleich lieb“.

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