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Berlin: Auch in Westteil Berlins soll eine auf Leistungssport ausgerichtete Schule entstehen

Der Senat will die Errichtung einer Sportschule im Westteil Berlins endlich voranbringen. Das bestätigte die Sprecherin der Senatsverwaltung für Schule und Sport, Rita Hermanns, gegenüber dem Tagesspiegel.

Der Senat will die Errichtung einer Sportschule im Westteil Berlins endlich voranbringen. Das bestätigte die Sprecherin der Senatsverwaltung für Schule und Sport, Rita Hermanns, gegenüber dem Tagesspiegel. Im Koalitionsvertrag ist der "Ausbau einer weiteren sportbetonten Oberschule" vereinbart. Insbesondere der Regierende Bürgermeister Diepgen tritt für eine derartige Neugründung ein.

Der Senatsverwaltung gehe es allerdings nicht darum, eine separate Einrichtung für West-Schüler zu schaffen, sagte die Sprecherin: "Das ist eine rein geographische Entscheidung." Vor allem der Landessportbund hatte häufig beklagt, dass nicht nur aus Gründen der Entfernung kaum sportbegeisterte Schüler aus dem Westen den Weg in den Osten fänden. Die Gründung einer Schule im Westteil stand bereits 1995 im Koalitionsvertrag, wurde aber seither immer wieder verschoben.

Ein möglicher Standort ist das leer stehende Haus des Sports auf dem Olympia-Gelände in Charlottenburg. "Dass der Bezirk, in dem sich das Olympia-Stadion befindet, der geeignete Standort ist, ist doch augenfällig", sagt Bildungsstadtrat Andreas Statzkowski, der das Vorhaben "nachdrücklich unterstützt". Denkbar sei eine Kooperation mit der 1997 gegründeten Poelchau-Oberschule in Charlottenburg.

Die Gesamtschule, die zurzeit erst über zwei Jahrgänge verfügt, richtet sich bereits an sportorientierte Schüler und arbeitet eng mit Sportvereinen zusammen. Die Entscheidung über eine Aufnahme wird nach einem sogenannten "Sichtungstraining" getroffen. Allerdings will die Poelchau-Oberschule nicht nur Hochleistungs-Sportler unterrichten, sondern auch sportbegeisterte Jugendliche. Der Landessportbund (LSB) hat dagegen bereits bemängelt, dass der sportliche Erfolg nicht groß genug sei. Der Schulleiter hingegen verweist stolz auf einen Deutschen Meister im Rudern.

Die drei Sportschulen im Ostteil, die aus ehemaligen Kaderschmieden zur Verbesserung der Reputation der DDR hervorgegangen sind, kooperieren auch bei der Auswahl der Schüler eng mit dem LSB. "Und wer sich mit einer Empfehlung des LSB bewirbt, will auch in den Wettkampfbereich", sagt Hanno Harnas vom Landesschulamt. Harnas schätzt, dass an der größten Sportschule, der Werner-Seelenbinder-Schule in Hohenschönhausen jeder zweite Schüler ein sogenannter "Kader-Schüler" ist. Da sich vor allem bei den "Kader-Schülern" ein wesentlicher Teil des Tagesablaufs um die Trainingszeiten drehe, könnten diese an "normalen" Schulen kaum angemessen gefördert werden.

An den Sportschulen findet der Unterricht rund um das Training statt und kann zu Wettkampf-Zeiten auch schon einmal verlegt werden. Außerdem wohnen viele Schüler in den angeschlossenen Internaten und ersparen sich so lange Fahrtwege. Dass Sportschulen nicht für Breitensportler geöffnet werden sollen, findet auch das Deutsche Olympische Institut, das kürzlich zu einem Symposium unter dem Titel "Eliteschulen des Sports" geladen hatte.

"Zielgruppe sind ganz klar die, die die Aussicht haben, an die Spitze zu kommen", kommentiert der wissenschaftliche Leiter des DOI, Sven Güldenpfennig, nüchtern. Anderenfalls sei der mit dieser schulischen Sonderform verbundene Aufwand "kaum zu rechtfertigen".

Mit dem höheren Aufwand sind auch für den Senat höhere Kosten verbunden: Die Senatsverwaltung bezahlt einen sogenannten "Sportkoordinator", außerdem verfügen die Schulen über einen umfangreichen Wahlpflichtbereich sowie über Ganztags-Betreuung. Ferner werden die Schulen von den Sportverbänden sowie vom Nationalen Olympischen Komitee (NOK) finanziell unterstützt.

Trotz ihrer Sonderstellung haben auch Bündnis 90/Die Grünen inzwischen unter bestimmten Voraussetzungen ihren Frieden mit den Sportschulen gemacht. "Solange Schulen allgemein zugänglich sind, unterstützen wir eine Profilbildung", sagt die ehemalige bildungspolitische Sprecherin der Bündnisgrünen, Sybille Volkholz. Allerdings müsse darauf geachtet werden, dass man die Kinder nicht zu früh auf den Sport festlege. Bisher ist allerdings die Werner-Seelenbinder-Schule die einzige Sportschule, die in der ersten Klasse anfängt.

Jeannette Goddar

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