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Berlin: Auch prominente Kandidaten könnte es erwischen

Selbst Platz zwei auf der Landesliste ist keine Garantie für einen Sitz im Bundestag / Ministerin Bergmann hilft nur ein Direktmandat

Klasse statt Masse? Berlin wird seit der Vereinigung Deutschlands durch immer weniger Abgeordnete im Bundestag vertreten. 1990 waren es 28, in der folgenden Legislaturperiode 27 und bis zur Wahl am Sonntag sitzen noch 25 Berliner Abgeordnete im nationalen Parlament. Eine bundesweite Wahlkreisreform hat zur Folge, dass die Zahl der Volksvertreter aus Berlin weiter schrumpft. Bei einer durchschnittlichen Wahlbeteiligung werden es höchstens noch 24 sein.

Legt man jüngste Meinungsumfragen (von infratest dimap und Emnid) zugrunde, die den Wählerwillen in Berlin erforscht haben, können die Parteien in der Hauptstadt mit folgender Mandatsverteilung rechnen: SPD (10-11), CDU (6-7), PDS (2-3), Grüne (3) und FDP (1-2). Wenn sich die Sozialdemokraten bei der Bundestagswahl gegenüber diesen Umfragen nicht verschlechtern, könnten sie zehn Wahlkreise erobern, während die PDS-Kandidatinnen Petra Pau und Gesine Lötzsch in Hellersdorf-Marzahn und Lichtenberg auf ein Direktmandat hoffen dürfen. Die Union ginge in den Wahlkreisen leer aus und müsste, wie Grüne und Liberale, ihre Abgeordneten von der Landesliste rekrutieren.

Eine SPD-Kandidatin für den Bundestag läuft Gefahr, einem guten Wahlerfolg ihrer Partei zum Opfer zu fallen: Bundesfamilienministerin Christine Bergmann. Im Wahlkreis Hellersdorf-Marzahn könnte sie nur ein Überraschungssieg gegen die PDS-Konkurrentin Pau retten. Und auf Platz 2 der SPD-Landesliste (hinter Wolfgang Thierse) würde Frau Bergmann nur dann zum Zuge kommen, wenn die Berliner Sozialdemokraten elf Mandate erhaschen. Zittern und bangen müssen aber auch Bundestagskandidaten der anderen Parteien. Die ehemalige Bürgermeisterin von Kreuzberg-Friedrichshain, Bärbel Grygier, die als Nachrückerin für Gregor Gysi im Bundestag sitzt, kann nur dann ihr Mandat behalten, wenn die PDS bundesweit die Fünfprozentmarke überspringt. Schneidet die CDU besser ab als von den Meinungsforschern erwartet, könnte der Kulturpolitiker Uwe Lehmann-Brauns mit einem Direktmandat rechnen. Kurt Wansner aus Kreuzberg wird dem Parteifreund aus Zehlendorf gern gratulieren, käme aber auf Platz 7 der CDU-Landesliste dann selbst nicht mehr zum Zuge. Und bei der Berliner FDP weiß Spitzenmann Günter Rexrodt erst am Sonntagabend, ob er durch den Ex-Grünen Markus Löning Verstärkung bekommt. Ulrich Zawatka-Gerlach

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