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Pocht auf ihre Unschuld. Nadja Auermann kaufte eine Immobilie, um Steuern zu sparen – ein Gericht erkannte darin Steuerhinterziehung. Foto: dpa/Hannibal Hanschke

© dpa

Berlin: Auermann als Steuersünderin verurteilt Das frühere Topmodel soll 90 000 Euro zahlen und

sieht sich als Opfer eines Schrottimmobilien-Deals.

Nadja Auermann zuckte nicht zusammen. Sie nahm es hin. Entschlossen war dabei der Blick der Schönen, die in den 90er Jahren zum Kreis der Topmodels zählte. Ein Amtsgericht sprach sie am Dienstag der Steuerhinterziehung schuldig und verhängte eine Geldstrafe von 90 000 Euro. Nach dem Kauf einer Villa in Köpenick hatte Auermann aus Sicht der Richter nicht nur in Monaco, sondern auch in Deutschland einen Wohnsitz. Zwischen 1999 und 2002 hat sie ihr Einkommen hier nicht versteuert und damit nach Ansicht des Gerichts dem Fiskus 272 498 Euro vorenthalten. Sollte das Urteil rechtskräftig werden, müsste Auermann auch diese Summe zurückzahlen – samt Zinsen.

24 Minuten sprach Richter Jürgen Kohls nach einem Prozess, der für drei Tage geplant war und dann doch sieben Monate dauerte. „Es reicht, wenn es ein Nebenwohnsitz ist“, begründete Kohls. „Das kann eine bescheidene Bleibe sein.“ Auermann, dezent gestylt und elegant, hatte in dieser Instanz wohl kein anderes Urteil erwartet. Zu oft hatten sich Richter und Staatsanwalt einig gezeigt. Sie aber pocht auf ihre Unschuld. „Ich bin natürlich nicht zufrieden, wir werden in Berufung gehen“, kündigte die 40-Jährige an und fuhr zurück nach Dresden, wo sie mit ihren drei Kindern lebt. Ihr mitangeklagter Ex-Mann, der Schauspieler Wolfram Grandezka, wurde freigesprochen.

Die Villa am See als Klotz am Bein. So war es Auermanns Version zufolge gleich nach dem Kauf. Sie, die kurz nach dem Abitur in Berlin ins Ausland gegangen war, lebte in Monaco, als sie 1998 das Anwesen in Köpenick erwarb. Es sei in erster Linie eine Investition gewesen, sagte das Model. Die 1910 erbaute Villa habe sie auf Anraten ihres Finanzberaters gekauft. Das Geschäft lief über zwei britische Firmen. Das Haus wurde zur Last. „Eine Schrottimmobilie, ein Millionengrab“, sagte sie. Als Dauerbaustelle sei die Villa bis 2003 nicht bewohnbar gewesen.

Sie stand im Morgenmantel an der Wohnungstür, als sie 2006 erstmals mit dem Verfahren konfrontiert wurde: In ihrer damaligen Wohnung in Potsdam sowie an 25 weiteren Orten wurde durchsucht. Da lebte Auermann bereits vier Jahre lang offiziell in Deutschland, zahlte kräftig Steuern. Weitere fünf Jahre später der Prozess. „Man hat sie verfolgt, als hätte sie jemanden umgebracht“, sagte Anwalt Robert Unger.

Bis in den letzten Winkel ihres Lebens arbeitete sich ein Steuerfahnder vor. Durch ihn wurden selbst Fotos der Kinder und Krankenakten Teil der Ermittlungen. „Sie wurde derart durch die Mangel gedreht, dass es einem die Sprache verschlägt“, sagte Unger. Ihre Flugtickets, Kreditkartenbelege, Kalender, Telefonrechnungen, Tankquittungen, Privatfotos. Ein Steuerbeamter erstellte ein „Bewegungsprofil“. 27 Zeugen wurden befragt. Nachbarn mühten sich um Erinnerung. „Ab und zu“ sei Auermann auf dem Grundstück gewesen. Alle berichteten von Bauarbeiten. Um die Katze Lilly ging es, die dort lebte, um Lichterketten, die jahrelang an einem Baum hingen.

Für den Staatsanwalt gab es keine Zweifel. Er beantragte 189 000 Euro Strafe. Auch das Gericht ging von einem Nebeneinander von Bauen und Wohnen aus. Das Haus sei groß genug, es habe Küche, Bad, Kinderzimmer gegeben. „Ein falsches Urteil“, sagte dagegen der Verteidiger. Erst seit Juli 2002 wohne Auermann wieder in Deutschland. Kerstin Gehrke

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