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Auf der "Tempelhofer Freiheit" entsteht ein See.

© Kitty Kleist-Heinrich

Auf dem Tempelhofer Feld entsteht ein See: Schwimmen auf dem Flugfeld

Abkühlen auf dem alten Flughafen? Ein Wasserbecken soll es möglich machen. Dessen Bau ist nun genehmigt. Doch die Pläne für das erste große Bauprojekt auf dem Tempelhofer Feld sind umstritten.

Der Antrag für den Bau eines Wasserbeckens auf dem Tempelhofer Feld ist genehmigt – und damit kann das erste große Bauprojekt auf dem früheren Flugfeld im Oktober starten. Das bisher eher beiläufig als Fläche zum Auffangen von Regenwasser vorgestellte Vorhaben umfasst drei Hektar, wird maximal 72 Meter breit sein, wozu Erde bis in eine Tiefe von sechs Metern ausgehoben werden soll. Das Becken wird von einem Wall umfasst, der mehr als drei Meter in die Höhe emporragen wird.

Dies geht aus Planungsunterlagen hervor, die dem Tagesspiegel vorliegen. Die „offene Wasserfläche“ von gewaltigen 22 500 Quadratmetern soll auch „Tauchveranstaltungen“ und andere „sportliche Nutzungen“ etwa bei „Events und Sonderveranstaltungen“ erlauben. Dazu sollen Fahrzeuge am nordöstlichen Rand des Beckens ganz dicht ans Ufer heranfahren können, um „Boote und Pontons ohne Krananlage“ zu Wasser lassen zu können. Das Becken wird zusammen mit einer neuen „Landform“ sowie einem „Rundweg“ angelegt. Dabei sollen teils fünf, teils vier Meter breite Betonwege angelegt werden, die auch von Versorgungsfahrzeugen befahrbar sind. Auch eine rund 40 Meter lange „Sichtbetonwand mit künstlerischer Oberflächengestaltung“ ist geplant.

„Alle Wege sind dazu da, die Erschließung des Feldes für Skater, Radfahrer und Fußgänger zu optimieren“, sagte der für das Projekt zuständige Grün-Berlin-Chef Christoph Schmidt. Der Entwurf sei Ergebnis von Online-Umfragen, Bürgerwerkstätten und Besucherumfragen. Knapp 60 Prozent der Teilnehmer hätten sich für die Wasserfläche und zusätzliche Wege, Schattenbereiche und Spielangebote ausgesprochen. Er bestätigte, dass die Wege zur „Befahrung mit Pflege- und Müllfahrzeugen“ für die übliche Parkpflege ausgelegt sind. „Aber das wird nur in Ausnahmefällen genutzt“.

Der Bau der Sichtbetonwand sei erforderlich, damit der Weg zwischen Wasserbecken und Landebahn im Bereich des etwas erhöhten alten Flughafens behindertengerecht gebaut werden kann. Künstler sollen die Oberflächen der Wand so gestalten, dass die Geschichte des Fluggebäudes in Bildern gezeigt wird. Reliefs oder Siebdrucktechnik sollen dazu eingesetzt werden.

Zu den kolportierten Kosten des Wasserbeckens sagte Grün-Berlin-Chef Schmidt: „Das eigentliche Wasserbecken kostet rund elf Millionen Euro“. Darin seien die Technik zur Aufbereitung des Wassers enthalten, die Trennung der bestehenden Wasserleitungen von der Kanalisation. Hinzu käme die Anlage des Rundweges. Finanziert werde außerdem die Erweiterung des islamischen Friedhofes sowie die Anlage eines Spielplatzes und von Sportflächen. Ein Kleingartenbereich entstehe für die Stadtgärtner und Pioniere. Außerdem müssten die Flächen für die Gastronomie umgestaltet werden, die nicht mehr den gesetzlichen Vorschriften entsprächen. Rechne man all dies sowie die Neben- und Regiekosten zusammen, komme eine Summe im Bereich von zwanzig Millionen Euro zusammen. Aus dem Haushalt werde aber nur ein Teil der Summe fließen, denn fünf Millionen Euro fließen aus dem europäischen Umweltentlastungsprogramm in das Feld (UEP). Wenn das Projekt nicht im Oktober starte und Mitte des Jahres 2015 fertiggestellt werde, seien diese Millionen verloren.

CDU-Fraktions-Vize und Stadtplanungsexperte Stefan Evers kritisiert die Planung: „Ich glaube, dass sich das sicher notwendige Becken zur Regenwassernutzung kostengünstiger bauen lässt.“ Statt eines „Designerbeckens“ wünscht er sich ein „naturnahe Gestaltung“. Finanzielle Mittel gelte es stattdessen in die Erhaltung und Instandsetzung des Flughafengebäudes zu investieren. Dadurch könnten Flächen für die Vermarktung als Pionier- und Gründerzentrum dazugewonnen werden, was Erlöse aus der Vermietung des Baudenkmals erhöhen könne.

BUND–Landesgeschäftsführer Tilmann Heuser sagte: „Weder Öffentlichkeit noch Verbände wurden bisher an dieser Planung beteiligt.“ Dies widerspreche allen Grundsätzen der partizipativen Stadtentwicklung. Es spreche einiges für die Anlage eines Regenwasserbeckens. Doch dies müsse nach einer breiten Diskussion beschlossen werden. Die Sprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung wies die Kritik zurück: „Der BUND war bei den Veranstaltungen für die Bürgerbeteiligung eingeladen.“ Die Gestaltung der Parklandschaft sei im „engen Dialog“ mit Bürgern erfolgt. Zudem würden durch den Bau des Beckens Flächen frei am Columbiadamm für den Bau vom Bezirk geforderter Sportplätze.

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