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Kleine Räuber. Der Wildpark Schorfheide ist bekannt für seine Wölfe – allerdings leben sie hier in einem weitläufigen Gehege. Foto: ZB

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Berlin: Auf den Pelz gerückt

Erstmals gab es Nachwuchs bei Wölfen in einem Jüterboger Reservat. Bald könnten Tiere am Rand von Ballungsgebieten auftauchen

Bad Belzig - Auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz zwischen Jüterbog und Treuenbrietzen sind drei junge Wölfe gesichtet worden. Eine automatische Kamera hat die Tiere aufgenommen. Damit sei belegt, dass sich die Wölfe auch hier fortpflanzen, wie das Landesumweltamt und die Stiftung Naturlandschaften Brandenburg mitteilten. Bislang gab es nur Beweise für ein ausgewachsenes Paar auf dem renaturierten Militärgelände. Und dieses hat jetzt offensichtlich Junge.

Experten zählten in der näheren Umgebung bislang 22 Tiere, die sich auf den ehemaligen Truppenübungsplätzen Jüterbog-West und Brück sowie auf dem noch von der Bundeswehr genutzten Militärgelände in Altengrabow (Sachsen-Anhalt) Reviere eroberten. Das dortige Wolfspaar hat sich nach Angaben des Landesumweltamts seit 2009 regelmäßig vermehrt: Im ersten Jahr wurden sieben, im zweiten insgesamt neun Junge gezählt.

Da die Tiere sehr große Jagdreviere haben – zwischen 150 und 350 Quadratkilometer – sei nach Angaben der Behörden nicht auszuschließen, dass die Wölfe auch an den Grenzen der Ballungsgebieten von Berlin und Potsdam auftauchen. Gefahr für den Menschen bestehe aber nicht, betonten die Stiftung Naturlandschaften und das Umweltamt. Allerdings sollten Tierhalter Vorkehrungen treffen, „denn Wölfe unterscheiden nicht zwischen erlaubter und unerlaubter Beute“. So sind im August vergangenen Jahres 17 Schafe bei Brück wahrscheinlich von Wölfen getötet und weitere Tiere verletzt worden. Ein weiteres Schaf war aus einer kleinen ungesicherten Herde bei Kloster Lehnin im November gerissen worden. Die Eigentümer sind vom Land mit insgesamt 5 144 Euro für den Verlust der Tiere entschädigt worden. Vorsorge gegen solche Übergriffe könnte durch Elektrozäune und Herdenschutz-Hunde getroffen werden, rät das Landesumweltamt. Landwirte können dafür auch Zuschüsse beantragen.

Keine Konkurrenz sind die Wölfe für menschliche Jäger, wie die zuständigen Behörden betonten. Hauptbeute der Wölfe seien vor allem Rot- und Rehwild sowie Mufflons, außerdem Damhirsche und Wildschweine, deren Bestände vielerorts überhöht sind. Auf die natürliche Funktion der Raubtiere verweist auch die Stiftung Naturlandschaften: „Wir sehen den Wolf als Teil des Ökosystems“, sagt der Ratsvorsitzende Hans-Joachim Mader. „Darüber hinaus ist er ein faszinierendes Tier, dessen Rückkehr von vielen Menschen als Bereicherung wahrgenommen wird.“ Die Stiftung hat insgesamt 7100 Hektar des ehemaligen Jüterboger Militärgeländes gekauft, um hier der Natur ihren Lauf zu lassen.

Die märkischen Wölfe stehen dabei unter kontinuierlicher Beobachtung. Das sogenannte „Wolfsmonitoring“ übernehmen ehrenamtliche Betreuer in enger Kooperation mit dem International Fund for Animal Welfare und der Umweltstiftung WWF Deutschland. Die Naturschützer kümmern sich darum, dass automatische Kameras installiert oder die Tiere mit Sendern gekennzeichnet werden. Durch die Auswertung der Daten können auch Erkenntnisse über das Verhalten der Wölfe gewonnen werden: Ein Paar vom Truppenübungsplatz Altengrabow trieb sich sogar in der Nähe Hamburgs herum.

Weitere Informationen zur Stiftung

Naturlandschaften unter

www.stiftung-nlb.de

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