zum Hauptinhalt

Auf Deutsch gesagt: Bitte keine falschen Bezüge

Brigitte Grunert über die Sprache der Politiker

Zugegeben, die Grammatik hat es in sich. Man muss höllisch aufpassen. Nehmen wir das Partizip, zu Deutsch Mittelwort genannt, weil diese Verbform auch wie ein Adjektiv gebraucht werden kann. Doch Vorsicht, das ist nicht immer möglich, jedenfalls nicht im Partizip der Vergangenheit. Klar, das schlagende Kind wird zur Ordnung gerufen, das geschlagene Kind ist arm dran. Wir beobachten spielende, lärmende Kinder, aber es gibt keine gespielten, gelärmten, geschlafenen Kinder, höchstens ausgeschlafene Kinder.

Was vorbei ist, ist nicht aktiv und hat keine Eigenschaften. Dennoch sprechen unsere Politiker fälschlich von stattgefundenen Sitzungen, von überhandgenommenen Kosten. Garantiert werden sie sich nach dem heutigen Volksentscheid über das Ergebnis des „stattgefundenen“ Referendums die Köpfe heiß reden. Hier muss man sich zur Umschreibung bequemen: Die Kosten, die überhandgenommen haben.

Sonderbar, dass beim Gebrauch des Partizips Perfekt der falsche Bezug gang und gäbe ist. Nach dem Karnevalszug in Berlin sagte Umweltsenatorin Katrin Lompscher: „Neu ist, dass eine Lärmmessung beauflagt wurde.“ Nun ja, gemeint war die Auflage, während des Zuges den Lärmpegel zu messen.

Nichts gegen Werbung. Neumodisch ist allerdings von beworbenen Produkten die Rede, und schon haben wir es auch mit beworbenen Angeboten der Politik zu tun. „Insbesondere sind die... Angebote stärker zu bewerben, um ihren Verbreitungsgrad zu erhöhen“, heißt es in einer Parlamentsempfehlung zur Bekämpfung der Homophobie.

Ebenso ist es eine Unsitte, ständig von beauftragten Studien oder Gutachten zu reden. „Zu diesen Ergebnissen kam die vom Senat beauftragte repräsentative Studie ’Sportstadt Berlin“, las ich in einem Antrag der Grünen. Es ist ganz unmöglich, Sachen mit irgendetwas zu beauftragen. Ach, die falschen Bezüge, Nonsens kommt heraus.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false