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Auf Deutsch gesagt: Leeres Stroh gedroschen

Politiker drücken sich gern in Superlativen aus. Auch geht es offenbar nicht ohne blumige Floskeln, und seien sie dem sprödesten Bürokratendeutsch entnommen. Brigitte Grunert über die Sprache der Politiker

So wollte die Abgeordnete Elfi Jantzen (Grüne) neulich vom Senat wissen: „Welche zusätzlichen personellen Ressourcen erhalten die Kitas und Grundschulen ...?“ Du liebe Güte, es geht doch schlicht um zusätzliches Personal. Ressourcen sind die Mittel, die man insgesamt für einen bestimmten Zweck benötigt. Doch Politiker reden immerzu von personellen, räumlichen, finanziellen Ressourcen, oder noch gespreizter, von „Ressourcen und Kapazitäten“, „Ressourcen und Kompetenzen“, als würde das Wort Ressourcen mehr hermachen.

Ständig schrillen die Alarmglocken. Bildungssenator Jürgen Zöllner erhielt dieser Tage wieder „Brandbriefe“, diesmal nicht von Lehrern, sondern von Erziehern, die sich über Personalmangel in den Kitas beklagten. Jede Forderung wird gleich in einem „Brandbrief“ gestellt, und jede Gesprächsrunde wird zum „Gipfel“ erklärt.

Die FDP-Fraktion hat vorgeschlagen, überall in Berlin Schulhöfe und Schulsportplätze für den Freizeitsport von Kindern und Jugendlichen zu öffnen, auch abends, damit sie nicht vor Langeweile Dummheiten machen. Und wie nennt man diesen Freizeitsport? „Kriminalitätsferne Beschäftigungen“, köstlich. Natürlich muss so ein Angebot attraktiv sein. Also wurde ihm der Name „Mitternachtssport“ verpasst, obwohl doch sicher niemand Halbwüchsige dazu animieren will, Nachtschwärmer zu werden. Die CDU brachte einen ähnlichen Antrag ein: „Der Senat wird aufgefordert, Pilotprojekte zu unterstützen, die für Jugendliche in der Nacht und am Wochenende in Turnhallen Sportangebote in Zusammenarbeit mit Freien Trägern durchführen.“ Nebenbei gesagt werden Angebote gar nicht „durchgeführt“ wie eine Tätigkeit, sondern gemacht, während Projekte gestaltet werden.

Jemand von der Opposition fragte, wann ein bestimmtes Gesetz „rechtskonform novelliert“ werde. Das klingt, als bestünde die Absicht, eine unrechtmäßige Novelle vorzulegen. Nun ja, wir haben es oft mit sinnlosen Beiwörtern zu tun. Besonders gern wird von „aktuellen Notsituationen“, „offen kommunizierten“ Plänen oder „grundsätzlichen Kriterien“ geredet. Ach, sie merken wohl vor Routine nicht, dass sie leeres Stroh dreschen.

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