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Auf Deutsch gesagt: St. Bürokratius lässt grüßen

Brigitte Grunert über die Sprache der Politiker

Voller Freude über das Ergebnis seiner Partei bei der Landtagswahl in Hessen versprach der FDP-Landesvorsitzende Jörg-Uwe Hahn, „den Vertrauensvorschuss“ der Wähler „umzusetzen“. Das klang nun recht blutleer, wie geschnarrt. Dabei fiel mir ein Zitat des schlesischen Dichters Friedrich von Logau (1604 bis 1655) ein: „Kann die deutsche Sprache schnauben, schnarren, poltern, donnern, krachen, kann sie doch auch spielen, scherzen, lieben, kosen, tändeln, lachen.“ Dies zur Erinnerung an den Reichtum unserer Sprache.

Wie wird ein Vertrauensvorschuss umgesetzt? Manch einer ist dankbar für einen Gehalts- oder Dienstreisekostenvorschuss. Politiker können sich für den Vertrauenskredit mit dem Versprechen bedanken, diesen nicht zu verspielen. Hingegen werden Pläne in die Tat umgesetzt. Doch wollen Politiker alles Mögliche umsetzen, als gäbe es keine anderen Verben. Sie reden sogar davon, dass Gesetze umgesetzt werden. St. Bürokratius lässt grüßen.

Die CDU im Abgeordnetenhaus bekundete, mit dem Kita-Bildungsprogramm „sind wichtige Schritte eingeleitet worden. Diese gilt es zu stärken und voranzutreiben.“ Da ist man nur noch sprachlos, so tüchtig macht sie den Schritten Beine. Auch monierte die CDU „Lücken im Fachkräftebedarf“ der beruflichen Schulen. Klar, wo Lücken sind, besteht ein Bedarf. Gemeint sind höchstens Lücken im Fachkäftebestand.

In der Fragestunde wollte der Abgeordnete Özcan Mutlu (Grüne) wissen: „Wie gedenkt der Senat auf den Offenen Brief von betroffenen Eltern zu reagieren, die sich über fehlende SchulhelferInnen an 13 Förderschulen beschweren…?“ Doch wie kann man sich über Helfer beklagen, die gar nicht existieren? Die Eltern werden sich sicherlich darüber beschwert haben, dass Schulhelfer fehlen.

Folglich fordern die Grünen mehr Schulhelfer für behinderte Kinder. Das hört sich in der Begründung so an: Es sei nötig, „dem Schulgesetz zu folgen, das integrative Beschulung als Ziel formuliert und damit Bildungschancen für diese Kinder und Jugendlichen ausdrücklich fördert“. Das Gesetz formuliert und fördert gar nichts. Es sind Politiker, die den Gesetzestext verantworten und darüber wachen, dass die Kinder gefördert werden.

Ach, zum Glück müssen die Kinder derlei Stolperdeutsch nicht lesen. Sie sollen doch, wie Politiker immer betonen, „Sprachkompetenz erwerben“.

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