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Berlin: Auf die sanfte Pflegetour Cremes aus dem Klassenraum – wo Schüler für Schönheit sorgen

Chemie ist gut, Bio ist besser. Das sagen zwei Anbieter, die an Haut und Haar nur natürliche Inhaltsstoffe lassen

Es ist eine Glaubensfrage: Entweder man kauft seine Cremes im Handel und weiß nicht genau, was drin ist. Oder man macht sie selbst und hat die Kontrolle über den Inhalt. Bei Aquamarin haben sich 17 Schülerinnen und zwei Schüler für Variante zwei entschieden. Seit 2003 produziert die Schülerfirma an der Reinickendorfer Max-Beckmann-Oberschule Kosmetika auf natürlicher Basis und verkauft sie für drei bis neun Euro pro Dose. Ein ungewöhnliches Projekt.

Die Schülergruppe hat ihre Rezepte für Cremes gegen rissige Hände und Pflegelotionen für empfindliche Haut von ihrer Chemie-Lehrerin Svea Rosenbusch übernommen. „Käufliche Kosmetika müssen laut Kosmetik-Verordnung drei Jahre lang haltbar sein“, sagt die gelernte Chemielaborantin. Also setzt die Industrie Konservierungsstoffe zu. Damit sich, wenn der Finger in den Tiegel taucht, keine Keime bilden. Auch Aquamarin muss Konservierungsstoff zusetzen – nur eben nicht so viel wie in handelsüblichen Produkten. Die Kosmetika der Schülerfirma halten gekühlt drei Monate lang.

Die Aquamarin-Macher wollen den gesamten Produktionsablauf kennen. Also testen sie ihre Ware auf der eigenen Haut und verzichten auf Stoffe, die an Tieren getestet wurden. Natürliche Inhaltsstoffe werden in kleineren Mengen produziert und sind daher teurer als normale chemische Bestandteile. Aber die kleine Firma zahlt lieber mehr für ihre Geschäftsidee. Alle Mitarbeiter sind von der Qualität ihrer natürlichen Alternative überzeugt. Gerade haben die Schüler ein System mit Registrierungsnummern entwickelt. „Damit können wir bei Problemen genau zurückverfolgen, was in der Dose war, wann sie produziert wurde und von wem“, sagt die 16-jährige Kathrin Kenner.

Einmal im Monat ist im Chemieraum Produktionstag. Dann bauen die Schüler Pipetten, Bunsenbrenner und Glasflaschen auf und arbeiten mehrere Stunden lang in Zweiergruppen: Sie sterilisieren Gefäße, erhitzen den Grundstoff, die so genannte Fettphase und tröpfeln vorsichtig Inhaltsstoffe dazu. 30 Flaschen und Dosen werden im Monat abgefüllt, vieles davon nach Kundenwunsch aromatisiert. Denn die Kundschaft kann angeben, was ihre Creme enthalten soll. Auf der Homepage der Firma sind etwa 20 Duftnoten auf Basis ätherischer Öle angegeben.

Gerade Allergiker gehören inzwischen zum Kundenkreis von Aquamarin. Für manche Kunden werden kleine Gefäße ohne Konservierungsstoffe abgefüllt, die sich im Gefrierfach halten und nach dem Auftauen den Bedarf für einige Tage decken.

Und was kommt jetzt: Expansion? Nein, sagen die Schüler. Die sind froh, wenn die Kundschaft von Aquamarin nicht sprunghaft anwächst. „Dann könnten wir ja nicht mehr, wie jetzt, auf jeden Kundenwunsch eingehen“, sagt die 15-jährige Julia Höft. Sie kann sich vorstellen, später selbst in einer Firma Kosmetika zu entwickeln. Kathrin hat sich gerade als Pharmakantin beworben. Immerhin weiß sie jetzt schon, wie man Inhaltsstoffe genau abmisst. Zehntklässler Florian fällt da völlig aus der Reihe. Nomen est omen: Er ist bei der Jugendfeuerwehr in Reinickendorf und möchte Feuerwehrmann werden – hauptberuflich.

Aquamarin, Max-Beckmann-Oberschule, Auguste-Viktoria-Allee 37, Reinickendorf, Tel.4134081, www.aquamarin-mbo.de

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