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Starker Antritt. Ein Amateur-Rennradler beim Start zum 120-Kilometer-Rundkurs. Die Strecke führte durch acht der zwölf Berliner Bezirke. Los ging’s am Brandenburger Tor.

© dapd

Berlin: Auf die schnelle Tour

15 000 Amateure rollten beim Velothon durch die Stadt – Autos standen im Stau

Das wäre auf der Rennstrecke total daneben gewesen. Mit Terrier im Lenkerkörbchen und Kühltasche auf dem Gepäckträger, mit Decken und Bällen unterm Arm rollten am Sonntag Berliner in Scharen in den Tiergarten. Locker traten sie in die Pedale. Aber gleich nebenan, auf der Straße des 17. Juni, waren die Radrennsportler beim 4. Velothon-Wettkampf buchstäblich losgelassen. Mit Tempo 50 sausten viele zur Mittagszeit nach 120 Kilometern Strecke umjubelt ins Ziel. Berlin war am Sonntag die Hauptstadt der Radfahrer und machte deutlich: Die Lust am Radeln kann so vielfältig sein.

250 000 Zuschauer standen an Straßenrändern Spalier, vor allem entlang der Zielstrecke im Tiergarten, und begrüßten die Biker mit ohrenbetäubender Katzenmusik. Sie trommelten und ratschten, tröteten, klatschten, johlten. Die Spitzentrupps kamen wie im Fluge heran, angespannte Gesichter, tief über den Lenker gebeugt, bis sie die Arme hochrissen.

„Das ist ein Supergefühl, wenn alles geklappt hat“, sagt Eugen Siwon-Vasquez (43) aus Prenzlauer Berg. Seit 15 Jahren trainiert der Ingenieur in seiner Freizeit auf dem Rennrad. Es geht um Tempo, um Durchhaltevermögen, um Krafteinteilung, damit man zu guter Letzt beim Sprint ins Ziel „alles geben“ kann. Am Sonntag musste Siwon-Vasquez zwar nach 30 Kilometern wegen einer Erkältung aufgeben – aber „egal“. Bewältigt hat hingegen Mathias Depke aus Friedrichshain die ganze Strecke im Mittelfeld. Tochter Betty (7) und Ehefrau Nicole feuerten ihn hinter den Banden kräftig an.

Rund 15 000 Amateur-Rennradler waren auf einer 60 oder 120 Kilometer langen Strecke durch die Stadt unterwegs, vorbei ging es unter anderem am Potsdamer Platz und an der Siegessäule. An einem zusätzlichen Profirennen über 180 Kilometer nahmen 160 Fahrer teil. Der Verkehr brach in Berlin durch die Sperrungen in acht Bezirken zeitweise zusammen. Auch am Stadtring gab es lange Staus, weil Anschlussstellen gesperrt wurden. Außerdem musste die Polizei über 50 BVG-Buslinien umleiten. Christoph Stollowsky

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