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Berlin: Auf Matrosen, ohé, einmal muss es vorbei sein

Bei der Trauerfeier für Horst Wendlandt brachten 400 Weggefährten weiße Rosen zum Sarg des großen Filmproduzenten

Das Licht hätte für das traurige Ende eines schönen, zu Herzen gehenden Films nicht besser sein können: dieses tiefe, spätsommerliche Blau des Himmels, die vom Gleißenden ins Goldene umgeschlagene Leuchtkraft der Sonne und ein paar weiße Wolken, von denen eine gut die Nummer Sieben hätte tragen können. Von Wolke Sieben hat Horst Wendlandt gelegentlich gesprochen. Vor einer Woche ist er an Krebs gestorben.

Rund vierhundert Trauergäste haben sich in der Kreuzkirche in Wilmersdorf versammelt, um Abschied zu nehmen von dem großen Filmproduzenten, dem der Erfolg nie seine Herzenswärme geraubt hat, von einem Mann, dessen eigenes Leben wie ein Filmstoff war. Alle tragen sie eine weiße Rose in der Hand, die sie am Ende an seinem Sarg niederlegen werden: Otto Waalkes, Leo Kirch, Uschi Glas, Thomas Gottschalk, Regina Ziegler, Pierre Brice, Terence Hill, Artur Brauner, Volker Schlöndorff...

Manchen, vor allem den Männern, kamen die Tränen erst, als aus den Lautsprechern „La Paloma“ von Hans Albers erklang. „Wenn ich gestorben bin, hat er gesagt, feiert nicht mich. Feiert das Leben.“ So zitierte Pfarrer Jürgen Fliege den Toten am Beginn der Trauerfeier. Seine Freunde sollten sich auch nicht nur dunkel anziehen, hat er sich gewünscht. Er hat ja selber gern bunte Strickjacken angehabt. Aber natürlich kamen sie fast alle in Schwarz, mit schwarzen Sonnenbrillen, in schwarzen Limousinen, auch das, wie eine Szene aus einem Film.

Ein Mann muss sein Haus bestellt und seine Kinder gesegnet haben, und er muss bereit sein, seinem irdischen Vater wiederzubegegnen. Um dieses Motiv drehte sich die Traueransprache. Darum, wie viel Freude er den Menschen gebracht hat mit seinen Verfilmungen von Karl May und Edgar Wallace, mit den Fassbinder-Werken, den Otto-Filmen und den Loriot-Streifen. Die Präzision, mit der er seine Geschäfte geregelt hat, die Liebe, die er seinen Kindern Matthias und Susan gegeben hat, die überaus glückliche, fünfzig Jahre anhaltende Ehe mit seiner Frau Ilsegard. Hinter den riesigen roten und weißen Rosengestecken, die den Sarg umgaben, stand ein großes Bild von Horst Wendlandt, und es spiegelte sich darin die große russische Seele, vielleicht das Erbe seines Vaters. Als er im März 1922 in einem Dorf bei Schwedt zur Welt kam, deutete nichts darauf hin, dass er 80 Jahre später, sehr krank schon, kurz vor seinem Tod einem Weggefährten sagen würde: „Wir haben ein unheimlich schönes Leben gehabt, da wollen wir uns am Ende nicht aufregen.“ Sein Vater war ein russischer Landarbeiter. Gegen seinen Willen musste die Mutter ihr Kind weggeben, weil sie es nicht ernähren konnte. So kam Horst Otto Gregori nach Berlin. Schon als Kind liebte er das Kino, startete sein Berufsleben als Filmkassierer. Als er zu seinen großen Höhenflügen ansetzte, war es seine Frau, die ihn auf dem Teppich hielt, das hat er immer wieder voller Dankbarkeit erzählt.

„Egal, wen er um sich sammelte, wo er war, war immer auch Familie“, hieß es in der Traueransprache. So war es, zum letzten Mal, auch an diesem leuchtenden Septembertag. Trotz der schwarzen Sonnenbrillen und Limousinen. Elisabeth Binder

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